Nachtsittich



Nachtsittich
Datei:Pezoporus occidentalis.jpg

Nachtsittich (Pezoporus occidentalis)

Systematik
Ordnung: Papageien (Psittaciformes)
Familie: Eigentliche Papageien (Psittacidae)
Unterfamilie: Erdsittiche (Pezoporinae)
Gattung: Erdsittiche (Pezoporus)
Art: Nachtsittich
Wissenschaftlicher Name
Pezoporus occidentalis
(Gould, 1861)

Der Nachtsittich (Pezoporus occidentalis), auch als Höhlensittich bezeichnet, ist eine extrem seltene Papageienart aus der Gattung der Erdsittiche (Pezoporus). Der bislang letzte Nachweis, dass diese Art noch existiert, war der Fund eines frischen Kadavers am 17. September 2006 im Diamantina-Nationalpark im australischen Bundesstaat Queensland. Das Exemplar war vermutlich bei der Kollision mit einem Zaun gestorben.[1]

Merkmale

Der Nachtsittich erreicht eine Größe von 22 bis 25 Zentimetern. Er weist Ähnlichkeiten mit dem Erdsittich auf, unterscheidet sich von diesem jedoch durch seinen kürzeren Schwanz. Das Gefieder ist hauptsächlich gelblich-grün, wobei jede Feder dunkelbraune, schwarze und gelbe Streifen zeigt. Der Unterbauch, die Oberschenkel und die Unterschwanzdecken sind gelb. Die Unterflügeldecken sind hellgrün. Die Außenfahnen der Handdecken sowie die Hand- und Armschwingen sind gelblichgrün. An der Unterseite der Hand- und Armschwingen ist ein hellgelber Flügelsaum zu erkennen. Die Oberseite der Steuerfedern ist dunkelbraun mit blassen gelblichen und grünlichen Schaftlinien. Die Unterseite der Schwanzfedern ist bräunlich. Die äußeren Schwanzfedern zeigen deutliche gelbe Streifen. Der Schnabel ist hornfarben. Um die schwarze Iris verläuft ein schmaler Augenring. Die Füße sind braun. Die Krallen sind kürzer und weniger gekrümmt als bei anderen Sitticharten. Der Habitus der juvenilen Vögel ist kaum beschrieben. Sie sollen den Altvögeln ähnlich sehen; jedoch mit einem dunkleren Gefieder und mit einer gelblichen Kehle.

Stimme

Die Lautäußerungen bestehen aus kurzen scharfen Schreien und tiefen zweisilbigen oder langgezogenen melodischen Pfiffen. Der Alarmruf erinnert an Froschquaken.

Verbreitung

Orte, an denen der Nachtsittich bisher beobachtet wurde

Es gibt vom Höhlensittich weniger als fünfzig belegte Beobachtungen. Diese Sichtungen stammen überwiegend aus der Zeit vor 1880. Die Beobachtungen wurden in vielen Regionen Inneraustraliens gemacht und umfassen alle Bundesstaaten und Territorien des Outbacks. Zuverlässige Beobachtungen gab es beispielsweise 1979, als ein Trupp von vier Vögeln am Lake Perigundi im äußersten Südwesten von South Australia gesehen wurde. 2005 wurde ein kleiner Trupp an einem Wasserloch in Pilbara, Western Australia, beobachtet. Generell ist der Nachtsittich eine sehr schwer zu beobachtende Art, da er offensichtlich nachtaktiv ist und, obwohl er flugfähig ist, die meiste Zeit am Boden verbringt, wo der Unterwuchs eine Beobachtung erschwert.[2] Es ist außerdem sehr wahrscheinlich, dass er nomadisch umherzieht und Nahrungsquellen opportunistisch ausnutzt.

Möglicherweise lässt sich das Verbreitungsgebiet aber weiter eingrenzen: 1990 wurde 200 Kilometer entfernt von dem 2006er Fund bereits einmal ein toter Nachtsittich aufgefunden, der offensichtlich dem Straßenverkehr zum Opfer fiel.[3]

Lebensraum

Der Nachtsittich bewohnt das Chenopodiaceen-Buschland, das Hummock-Grasland mit einer Vegetation, die überwiegend aus Stachelkopfgräsern und Gräsern der Gattung Plechtrachne besteht sowie das Mitchell-Grasland, das von der Gattung Astrebla dominiert wird.

Lebensweise

Der Nachtsittich ist nachtaktiv und geht einige Zeit nach Sonnenuntergang einzeln auf Nahrungssuche. Die Nahrung besteht aus Samen von verschiedenen Gräsern, wobei die Samen der Spinifex-Gattung Triodia bevorzugt werden. Er lebt hauptsächlich auf dem Boden und kann gut rennen. Tagsüber verharrt er geräuschlos in der Spinifex-Vegetation. Durch seine Gefiedermusterung ist er gut getarnt. Er ist ein schlechter Flieger und bei Tag fliegt er nur, wenn Gefahr besteht. Der Flug ist nahe am Boden und ziemlich langsam. Während der Nacht kann er auch längere Strecken im Gleitflug zurücklegen. Während der Nahrungssuche besucht er mehrmals Wasserlöcher, trinkt schnell und verschwindet dann wieder. Bei starken Dürren wandert er vermutlich in andere Gebiete ab.

Fortpflanzungsverhalten

Die Brutperiode ist unbekannt, aber vermutlich vom Nahrungsangebot abhängig. Das Nest ist gewöhnlich eine Kammer im Spinifex-Gebüsch und hat einen Durchmesser von 25 Zentimetern. Es ist über einen Tunnel von 8 Zentimeter Durchmesser zu erreichen. Der Boden ist mit Blättern, Grashalmen und kleinen Zweigen ausgelegt. Das Gelege besteht aus vier bis fünf Eiern. In einem Fall wurden vier Junge im Nest beobachtet. Die Eier haben eine Größe von 25,2 x 19,6 mm. Weitere Informationen zum Fortpflanzungsverhalten liegen nicht vor.

Bestand und Gefährdung

Vor dem Fund eines überfahrenen Exemplares im Jahre 1990 war der Nachtsittich nur von 22 Museumsexemplaren bekannt. Davon stammen 21 aus dem 19. Jahrhundert. Ein weiteres, das 1912 bei Nichol Spring in Western Australia gesammelt wurde, war in einem sehr schlechten Zustand und ging später verloren. In der Folgezeit gab es mehrere unbestätigte Sichtungen, darunter eine im Jahre 1979 durch den Ornithologen Shane A. Parker vom South Australian Museum im äußersten Nordwesten von South Australia. 1988 setzte der australische Unternehmer Dick Smith eine Belohnung von 50.000 Dollar für die Wiederentdeckung des Nachtsittichs aus. Im Oktober 1990 konnten die Ornithologen Walter E. Boles, Max Thompson und Wayne Longmore mit dem Fund eines toten Nachtsittichs auf einer Landstraße nahe Boulia im nordwestlichen Queensland nachweisen, dass die Art noch existiert. Daraufhin wurden in den 1990er-Jahren mindestens fünf ausgedehnte Suchexpeditionen und zwei breit angelegte Öffentlichkeitskampagnien durchgeführt, die jedoch fehlschlugen. Im April 2005 gelang es erneut drei Exemplare bei Minga Qwirriawirrie Well in der Nähe der Fortescue Marshes innerhalb der Pilbara-Region in Western Australia zu beobachten, jedoch ohne fotografischen Beleg. Eine erneute Suche in der Region zwischen 2005 und 2006 erbrachte keine Bestätigung. Im November 2006 fanden Wildlife Service Rangers ein totes Exemplar im Diamantina-Nationalpark in Queensland, das anscheinend Wochen zuvor mit einem Zaun kollidiert war.

Als Hauptgefährdung gelten die Nachstellung durch Beutegreifer wie Füchse und verwilderte Katzen, veränderte Brandgefahren, Nahrungskonkurrenz mit und Degradierung der Lebensräume nahe der Wasserstellen durch Kaninchen sowie Wasserknappheit als Ergebnis der Überanspruchnahme der Wasserstellen durch verwilderte Kamele. Das Verschwinden des Nachtsittichs bei Innaminka und Alice Springs hängt vermutlich mit der Ankunft von verwilderten Katzen in dieser Region zusammen. BirdLife International geht von einer sehr geringen Population von weniger als 50 Exemplaren aus und stuft den Nachtsittich in die Kategorie „vom Aussterben bedroht“ (critically endangered) ein.

Systematik

Der Nachtsittich galt lange als einziger Vertreter der Gattung Geopsittacus. Aufgrund phylogenetischer Gemeinsamkeiten zwischen dem Nachtsittich und dem Erdsittich (Pezoporus wallicus) wurde die Art 1994 in die Gattung Pezoporus gestellt.[4]

Einzelnachweise

  1. Couzon, S. 218
  2. Couzon, S. 219
  3. Couzon, S. 220
  4. Leeton, Peter R. J., Christidis, Leslie, Westerman, Michael & Boles, Walter E. (1994). Molecular phylogenetic relationships of the Night Parrot (Geopsittacus occidentalis) and the Ground Parrot (Pezoporus wallicus). Auk 111 (4): S. 833-843 PDF Volltext

Literatur

  • Dominic Couzens: Seltene Vögel – Überlebenskünstler, Evolutionsverlierer und Verschollene. Haupt Verlag, Bern 2011, ISBN 978-3-258-07629-4
  • Richard Schodde, I. J. Mason, W. W. K. Houston, A. Wells, Australian Biological Resources Study, CSIRO (Australia): Aves (Columbidae to Coraciidae). CSIRO Publishing, 1997. ISBN 9780643060371
  • Weidensaul, S. (2002). The Ghost with Trembling Wings: Science, Wishful Thinking, and the Search for Lost Species, North Point Press (New York), ISBN 0-86547-668-3, pp. 75-81.
  • Davis, Robert A., Brenden M. Metcalf (2008). The Night Parrot (Pezoporus occidentalis) in northern Western Australia: a recent sighting from the Pilbara region. Emu 108 (3): 233–236
  • Thomas Arndt: Lexicon of Parrots. 2001. Arndt Verlag
  • Joseph M. Forshaw: Parrots of the World: An Identification Guide. Princeton University Press, Princeton, New Jersey, and Woodstock, United Kingdom, 2006. ISBN 978-0-691-09251-5
  • Del Hoyo, J., Elliot, A. & Sargatal, J. (Herausgeber) (1997). Handbook of the Birds of the World. Volume 4: Sandgrouse to Cuckoos. Lynx Edicions. ISBN 8487334229
  • JM Forshaw, PJ Fullagar and JI Harris: Specimens of the Night Parrot in museums throughout the world. In: Emu 76(3): S. 120 - 126. CSIRO Publishing, 1976.
  • John Blyth: Night Parrot (Pezoporus occidentalis) Interim Recovery Plan for Western Australia. 1996 to 1998. PDF, Online

Weblinks

Commons: Nachtsittich – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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