Minamata-Krankheit


Klassifikation nach ICD-10
T56.1 Toxische Wirkung: Quecksilber und dessen Verbindungen
ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Die Minamata-Krankheit (jap. {{Modul:Vorlage:lang}} Modul:Multilingual:149: attempt to index field 'data' (a nil value), Minamata-byō) ist eine chronische Vergiftung durch organische Quecksilber-Verbindungen (Quecksilbervergiftung), die erstmals Mitte der 1950er Jahre entlang der japanischen Yatsushiro-See in der Umgebung der Stadt Minamata auftrat. Symptome sind zunächst nur Müdigkeit, Kopf- und Gliederschmerzen, später Ataxie, Lähmungen, Psychosen, in schweren Fällen Koma. Die Krankheit endete dann nicht selten tödlich.

Minamata wurde dabei weltweit zum Begriff für Umweltschäden durch unkontrollierte Verklappung von Abfällen, als sich in dem Ort Mitte der 50er Jahre Schädigungen am zentralen Nervensystem von Menschen und Tieren zeigten, die bald auf die Aufnahme von Quecksilberverbindungen aus Lebensmitteln und Trinkwasser zurückgeführt werden konnten. Der Chemiekonzern Chisso, der am Ort eine Acetaldehyd-Anlage unterhielt, stritt zunächst jeden Zusammenhang ab, obwohl er in eigenen Versuchsreihen bereits festgestellt hatte, dass das Abwasser aus der Acetaldehyd-Produktion genau die beobachteten Symptome an Tieren hervorrief. Die Quecksilberverbindungen werden als Katalysator zur Acetaldehyd-Herstellung verwendet.

Erst nach einer staatlichen Untersuchung musste der Konzern zugeben, dass die Einleitung von Methylquecksilberiodid ins Meerwasser zu einer dramatischen Anreicherung von Quecksilberverbindungen in den Meeresalgen und somit in den Fischen, dem Hauptlebensmittel der Einwohner des Küstenortes, geführt hatte. Nach heutigen Schätzungen wurden etwa 17.000 Menschen durch die Quecksilberverbindungen mehr oder weniger schwer geschädigt, jedoch wurden bis zum Jahr 2000 nur 2.265[1] Personen offiziell als Opfer der Minamata-Krankheit anerkannt. Etwa 3.000 dürften an der Vergiftung gestorben sein.

Wesentlichen Anteil an der Veröffentlichung und schließlich Aufklärung des Falles hatten die Fotoreportagen von W. Eugene Smith, der mehrere Jahre in Minamata lebte und fotografierte und seine Bilder in Life und in einem Buch veröffentlichte, sowie die japanische Autorin Michiko Ishimure mit dem Buch Paradies im Meer der Qualen und der japanische Dokumentarfilmer Noriaki Tsuchimoto mit seinem 1971 erschienenen Film Minamata - die Opfer und ihre Krankheit.

Ein zweiter Fall einer solchen Massenerkrankung in Japan ereignete sich 1964 am Fluss Agano in Kanose (heute: Aga) in der Präfektur Niigata, wo die Firma Shōwa Denkō den gleichen Produktionsprozess wie Chisso in Minamata unterhielt (Niigata-Minamata-Krankheit ({{Modul:Vorlage:lang}} Modul:Multilingual:149: attempt to index field 'data' (a nil value), Niigata-Minamata-byō), auch zweite Minamata-Krankheit ({{Modul:Vorlage:lang}} Modul:Multilingual:149: attempt to index field 'data' (a nil value), Dai-ni Minamata-byō) genannt). Weitere Fälle der Minamata-Krankheit traten entlang des Songhua-Flusses in China, in Kanada und in Tansania auf. 1999 konnten japanische Wissenschaftler auch bei Indianern am Amazonas die Minamata-Krankheit nachweisen, auch hier gelangte illegal Quecksilber beim Goldwaschen in das Flusswasser.

Siehe auch: Itai-Itai-Krankheit (chronische Cadmiumvergiftung)

Literatur

  • Ishimure Michiko: Paradies im Meer der Qualen: Unsere Minamata-Krankheit. Übertragen von Ursula Gräfe. Mit einer Einführung von Irmela Hijiya-Kirschnereit. Frankfurt/M. und Leipzig, 1995.
  • W. Eugene Smith & Aileen Smith: Minamata. Holt, Rinehart and Winston of Canada, New York, 1975

Einzelnachweise

  1. Nicole Zingsheim: ADR (Alternative Dispute Resolution) nach japanischem Recht. Bonn 2003, S. 338 (urn:nbn:de:hbz:5-02843 – Dissertation).

Weblinks

Commons: Minamata-Krankheit – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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