Indinavir


Strukturformel
Struktur von Indinavir
Allgemeines
Freiname Indinavir
Summenformel C36H47N5O4
Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer
  • 150378-17-9
  • 157810-81-6 (Indinavirsulfat)
PubChem 5362440
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Arzneistoffangaben
ATC-Code

J05AE02

Wirkstoffklasse

HIV-Proteaseinhibitor

Eigenschaften
Molare Masse 613,80 g·mol−1
Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung
keine Einstufung verfügbar[1]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Indinavir (Handelsname: Crixivan®) ist ein Arzneistoff aus der Gruppe der HIV-Proteaseinhibitoren und wird zur Therapie von HIV-1-infizierten Patienten eingesetzt. HIV-Proteaseinhibitoren werden im Zuge einer sogenannten „highly active antiretroviral therapy“ (HAART) mit anderen antiretroviralen Wirkstoffen (NRTI, NNRTI) kombiniert.

Geschichte

Entwickelt wurde Indinavir von MSD Sharp & Dohme. 1996 erhielten Indinavir haltige, orale Darreichungsformen die Zulassung durch die amerikanische Arzneimittelbehörde FDA und durch die europäische EMEA. Zum Zeitpunkt der Einführung gehörte Indinavir zu den am besten wirksamen antiviralen Wirkstoffen. Neuere, besser verträglichere Vertreter der HIV-Proteaseinhibitoren lösen Indinavir aber zunehmend ab.

Indikation

Indinavir ist zur Therapie von HIV-Infektionen angezeigt, kann aber auch zur postexpositionellen Prophylaxe angewendet werden. Es wird grundsätzlich nicht als Einzelmedikament eingesetzt, da dies wegen der Resistenzentwicklung der Viren nicht sinnvoll wäre. Zur Anwendung kommt hingegen die Kombination von Indinavir mit zwei weiteren antiviralen Wirkstoffen, etwa Lamivudin und Zidovudin. Die empfohlene Dosierung von Indinavir beträgt dabei 3 x täglich 800 mg in Form von Tabletten. Niedrigere Dosierungen haben eine deutliche Wirkungseinbuße zur Folge.

Pharmakologie

Als Vertreter der HIV-Proteaseinhibitoren ist Indinavir in der Lage, das zur Virusreproduktion von HIV nötige Enzym HIV-Protease zu hemmen. Die Substanz besitzt dabei eine ca. zehnmal höhere Selektivität für die Protease von HIV-1 im Vergleich zu jener aus HIV-2. Die Folge ist eine starke Senkung der Viruslast, besonders in Verbindung mit anderen antiviralen Wirkstoffen. Indinavir wird im Blutkreislauf zu ca. 60 % an Plasmaproteine gebunden. In der Leber erfolgt die Metabolisierung und Eliminierung. Die Halbwertzeit beträgt dabei 1,8 Stunden.

Nebenwirkungen und Kontraindikationen

Bei etwa 6 % der Patienten muss die Therapie wegen unerwünschter Wirkungen abgebrochen werden. Häufig treten Störungen des Gastrointestinaltraktes auf (Bauchschmerzen, Übelkeit, Diarrhoe). Es wird empfohlen viel Flüssigkeit zu sich zu nehmen, um dem Risiko von Kristallurie und Bildung von Nierensteinen entgegenzuwirken. Eine weitere, seltenere Nebenwirkung besteht in der sogenannten Lipodystrophie, abnormer Fettumverteilung (Stiernacken). Unerwünschte Laborwertveränderungen können Anstiege der Transaminasen oder des Bilirubins sowie Proteinurie sein. HIV-Proteaseinhibitoren weisen aufgrund der Elimination durch die Leber zahlreiche Interaktionen mit anderen gebräuchlichen Arzneistoffen auf (z. B. Rifampicin, Terfenadin, Astemizol, Cisaprid und Benzodiazepine). Das führt zu vielfältigen Problemen bei Mehrfachmedikation, wie sie im Zuge einer Aids-Erkrankung nicht ungewöhnlich ist.

Nachteil

Indinavir muss sehr genau alle 8 Stunden eingenommen werden um eine ausreichende Bioverfügbarkeit zu gewährleisten. Die Einnahme sollte 1 Stunde vor oder 2 Stunden nach einer Mahlzeit erfolgen. Fett- und proteinreiche Mahlzeiten verringern die Resorption beträchtlich, während durch leichte Mahlzeiten kaum eine Veränderung erfolgt. Es wird jedoch empfohlen, das Präparat nüchtern einzunehmen. Neuere Wirkstoffe aus der gleichen Gruppe erweisen sich in dieser Hinsicht als bessere Alternativen, weshalb Indinavir nicht mehr zum Mittel der ersten Wahl zählt.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Dieser Stoff wurde in Bezug auf seine Gefährlichkeit entweder noch nicht eingestuft oder eine verlässliche und zitierfähige Quelle hierzu wurde noch nicht gefunden.

Literatur

  • Vacca JP, Dorsey BD, Schleif WA, Levin RB, McDaniel SL, Darke PL, Zugay J, Quintero JC, Blahy OM, Roth E, et al.: Proc Natl Acad Sci U S A. 1994 Apr 26;91(9):4096–4100.

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