Gartenbaumläufer



Gartenbaumläufer

Gartenbaumläufer (Certhia brachydactyla) an einer Birke

Systematik
Ordnung: Sperlingsvögel (Passeriformes)
Unterordnung: Singvögel (Passeri)
Familie: Baumläufer (Certhiidae)
Gattung: Baumläufer (Certhia)
Art: Gartenbaumläufer
Wissenschaftlicher Name
Certhia brachydactyla
Brehm, 1820
Verbreitung des Gartenbaumläufers
Gartenbaumläufer

Der Gartenbaumläufer (Certhia brachydactyla) ist ein Singvogel aus der Familie der Baumläufer (Certhiidae). Er ist in weiten Teilen Mitteleuropas ein verbreiteter Brutvogel, der vor allem im Tiefland anzutreffen ist.

Die IUCN stuft den Gartenbaumläufer als nicht gefährdet (least concern) ein.

Beschreibung

Der Gartenbaumläufer ähnelt seinem Verwandten, dem Waldbaumläufer, im Aussehen so sehr, dass beide kaum voneinander zu unterscheiden sind. Bei Freilandbeobachtungen werden in der Regel die Lautäußerungen herangezogen, um die beiden Arten auseinanderzuhalten.[1]

Der Gartenbaumläufer erreicht eine Körpergröße von 12 Zentimetern und wiegt in etwa 11 Gramm. Sein spitzer Schnabel ist nach unten gebogen und wird bis 12 mm lang. Seine Unterseite ist weiß, seine Oberseite rindenfarbig und sein Überaugenstreif weiß. Männchen und Weibchen haben die gleiche Farbe. Sein relativ langer Schwanz dient zum Stützen und zum Steuern im Flug. Insbesondere die mittleren Schwanzfedern sind besonders steif, um dieses Abstützen zu ermöglichen.

Frisch geschlüpfte Nestlinge des Gartenbaumläufers weisen auf Stirn und Nacken je einen Schopf langer grauer Dunen auf. Der Rachen ist gelb und die Schnabelwülste sind gelblichweiß.[2]

Der Ruf des Gartenbaumläufers klingt in etwa wie „tihtih“. Der Gesang ist kürzer und insgesamt kräftiger und lauter als der des Waldbaumläufers. Typisch ist für den Gartenbaumläufer ein Klettern an Baumstämmen, bei dem er sich mit dem langen Schwanz abstützt und in kleinen Sprüngen aufwärts klettert. Er ist dabei besonders häufig an Laubbäumen wie Eichen, Eschen und Ulmen zu beobachten, die eine besonders tief zerfurchte Rinde aufweisen.

Verbreitungsgebiet und Lebensraum

Das Verbreitungsgebiet des Gartenbaumläufers ist West- und Mitteleuropa, die Ostgrenze liegt etwas östlich der Ostgrenze Polens und an der westlichen Schwarzmeerküste. Er brütet außerdem in Südeuropa, im Westen Kleinasiens sowie in Nordafrika. Er fehlt in Großbritannien und Irland sowie im Norden Dänemarks.[3] Auch auf der iberischen Halbinsel fehlt er in weiten Teilen des Landesinneren.

Der Gartenbaumläufer bevorzugt, anders als der Waldbaumläufer, Laubwälder, Parks und Gärten mit vielen Obstbäumen. Er ist auch in Alleen, Feldgehölzen und Streuobstwiesen anzutreffen.

Der Gartenbaumläufer überwintert als Standvogel in Mitteleuropa und ist Strichvogel und Kurzstreckenzieher.

Ernährung

Mit ihrem Gefieder sind Baumläufer ideal an die Rinde der Bäume angepasst, wo sie gut getarnt auf Nahrungssuche gehen. Für die Futtersuche bevorzugt der Gartenbaumläufer vor allem Laubbäume mit besonders tiefer, borkiger Rinde (z.B. Eiche, Esche, Ulme), die er nach Nahrung absucht. Diese besteht aus Insekten, Spinnen, Käfer und Larven, welche er an und unter der Baumrinde findet. Er ernährt sich auch von Samen, die insbesondere im Winter einen größeren Teil seiner Nahrung ausmachen können.

Anders als der Kleiber kann der Gartenbaumläufer nicht kopfüber den Baumstamm herablaufen. Er beginnt am unteren Teil des Baumes und erklimmt mit Hilfe seiner spitzen langen Krallen ruckartig und spiralenförmig den Baumstamm. Dabei stochert er mit seinem langen, deutlich gebogenen Pinzettenschnabel in der Baumrinde nach allem Essbaren.[4]

An künstlich erschaffenen Winterfutterplätzen trifft man den Gartenbaumläufer eher selten als Gast an. Sollte er sich dennoch an einem Futterhaus einfinden, bevorzugt er fetthaltiges, weiches Winterfutter.[5]

Fortpflanzung

Die Brutzeit erstreckt sich von März bis Juli. Gartenbaumläufer ziehen ein bis zwei Bruten pro Jahr groß.

Das Nest wird aus Reisig, Halmen, Moos, Tierhaaren und Federn in Baumspalten und hinter loser Rinde gebaut. Das Innere des Napfes wird mit Federn, Rindenfasern und Wolle ausgekleidet. Beide Elternvögel sind am Nestbau beteiligt.[6] Das Weibchen legt fünf bis sieben Eier. Diese sind spindelförmig mit einer glatten, glanzlosen weißen Schale, die sehr fein rostrot oder -braun gesprenkelt oder gepunktet ist. Es brütet nur das Weibchen, die Brutzeit beträgt bis 13 bis 15 Tage. Nach 14 bis 15 Tagen verlassen die Jungen das Nest. An der Versorgung der Jungvögel sind beide Elternvögel beteiligt.[7] Die Geschlechtsreife tritt nach einem Jahr ein.

Literatur

  • Einhard Bezzel: Vögel. BLV Verlagsgesellschaft, München 1996, ISBN 3-405-14736-0
  • Collin Harrison und Peter Castell: Jungvögel, Eier und Nester der Vögel Europas, Nordafrikas und des Mittleren Ostens. Aula Verlag, Wiebelsheim 2004, ISBN 3-89104-685-5

Weblinks

Commons: Certhia brachydactyla – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelbelege

  1. Bezzel, S. 482
  2. Harrison, S. 411
  3. Bezzel, S. 462
  4. Artensteckbrief des Gartenbaumläufers auf natur-in-nrw.de. Abgerufen am 4. Januar 2013
  5. Vogelfütterung im Winter - Wer frisst was? Website der Wildvogelhilfe auf wildvogelhilfe.org. Abgerufen am 4. Januar 2013
  6. Harrison, S. 410-411
  7. Harrison, S. 411

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