Flussdelta


Das 45.000 km² große Flussdelta der Lena

Ein Flussdelta (auch Deltamündung oder Mündungsdelta) ist eine besondere Form des Schwemmfächers. Bei ihnen liegt der Kegel zu großen Teilen oder vollständig unter dem Wasserspiegel von Seen oder Meeren. Im stehenden Wasser wird die Fließgeschwindigkeit abgebremst, so dass ein Fluss das meiste Material ablagern muss, das Gröbere in Ufernähe, das Feinere weiter draußen. Schlick- oder Sandbänke entstehen, und der Fluss schiebt seinen Lauf immer weiter ins Meer hinaus. Schließlich muss er seine eigenen Ablagerungen umfließen, oder es kommt zur Gabelung, wenn ein Dammuferfluss seine natürlichen Uferdämme bei Hochwasser durchbricht. Bei steigendem Wasser ist es möglich, dass Flussdeltas vollständig überspült werden und bei Verlegung des deltaerzeugenden Flusses unter Wasser erhalten bleiben. Solche Unterwasserdeltas können Aufschlüsse über die einstige Höhenlage des Wasserspiegels liefern.

Der griechische Historiker Herodot prägte den formikonischen Ausdruck delta für das Flussdelta des Nils, da dieses die Form des großen griechischen Buchstabens Delta hat: Δ.

Entstehung

Die Entstehung des Flussdeltas ist gekennzeichnet durch die Aufschüttung von Material (Sediment), das vom Fluss transportiert wird. Die nachlassende Transportkraft des Wassers als Folge der verminderten Fließgeschwindigkeit im Bereich der Flussmündung lässt den Fluss das mitgeführte Material ablagern. Die abgelagerten Sedimente wiederum fungieren als Fließhindernis und zwingen den Fluss, seinen Lauf aufzuspalten. In größeren Deltas teilt der Fluss seine Läufe mehrfach und führt sie teilweise wie in einem Labyrinth (mit Flussinseln) fließender und nichtfließender Läufe zu- und auseinander.

Das Delta selbst besteht im Querschnitt aus flachlagernden feinkörnigen Basisschichten (engl. bottomset), die ursprünglich vor dem Delta ins Tiefwasser sedimentiert wurden. Darüber folgen die steil nach außen einfallenden untermeerischen Vorschüttschichten des Deltas (engl. foreset) und schließlich die fluviatil aufgebauten und daher waagrecht lagernden Dachschichten der Delta-Oberfläche (engl. topset).

Das Flussdelta des Rapaälv, Lappland. Blick vom Gipfel des Skierffe im Nationalpark Sarek

Delta-Arten

Irdische Beispiele

  • Amazonas, größtes Flussdelta der Welt (Ästuar)
  • Donaudelta, 5.000 km², zweitgrößtes Flussdelta Europas
  • Ebrodelta, 400 km²
  • Gangesdelta, 80.000 km²
  • Indus, 8.000 km²
  • Mekong-Delta, 70.000 km²
  • Mississippi-Delta, 36.000 km²
  • Nigerdelta, 24.000 km², bildet in seinem Mittellauf auch ein Binnendelta (Massina)
  • Nildelta, 24.000 km²
  • Po, 380 km²
  • Rhein-Maas-Delta
  • Rhône, über 750 km²
  • Uraldelta
  • Irawadi, 30.000 km²
  • Lenadelta, 45.000 km²
  • Ogowe, 4.800 km²
  • Orinoko, 24.000 km²
  • Song Hong, 15.000 km²
  • Weichsel, 1.500 km²
  • Wolgadelta, 27.224 km², größtes Flussdelta Europas
  • Yukon-Kuskokwim-Delta, 70.000 km²

Außerirdische Beispiele

  • Mars: Paläo-Delta im Eberswalde-Krater, 143 km²
  • Saturnmond Titan: Wellendominiertes Flussdelta am Westufer des Methan-Ethan-Sees Ontario Lacus, ca. 500 km²

Siehe auch

  • Fluvialer Transport

Weblinks

Commons: Flussdelta – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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