Flatter-Binse



Flatter-Binse

Flatter-Binse (Juncus effusus)

Systematik
Monokotyledonen
Commeliniden
Ordnung: Süßgrasartige (Poales)
Familie: Binsengewächse (Juncaceae)
Gattung: Binsen (Juncus)
Art: Flatter-Binse
Wissenschaftlicher Name
Juncus effusus
L.
Illustration

Die Flatter-Binse oder Flatter-Simse[1] (Juncus effusus) gehört zur Familie der Binsengewächse (Juncaceae). Sie ist eine kennzeichnende Pflanze feuchter bis nasser Standorte.

Beschreibung

Die Flatter-Binse ist eine ausdauernde krautige Pflanze, die Wuchshöhen zwischen 30 bis 120 Zentimetern erreicht. Sie bildet oft große Horste. Die Stängel wachsen starr aufrecht. Sie sind rund und glatt, seltener leicht gestreift. Stängel und Blätter sind grasgrün und von einem nicht gekammerten Mark erfüllt. Die Stängel tragen nur ein den Blütenstand überragendes Blatt. Die basalen Blattscheiden sind rotbraun bis schwarzbraun, nicht glänzend und spreitenlos.

Der Blütenstand ist eine scheinbar seitenständige Spirre. Diese ist locker ausgebreitet bis seltener kopfig zusammengezogen und vielblütig. Die drei äußeren der sechs zwischen 1,5 und 2,5 Millimeter langen Perigonblätter sind etwas länger als die inneren. Sie sind grünlich mit breitem Hautrand, eiförmig und zugespitzt und stets kürzer als die Frucht. Die Einzelblüten verfügen meist nur über drei Staubblätter (Stamen), seltener sechs. Diese sind kürzer als die Staubfäden (Filamente). Die drei Narben stehen aufrecht. Die glänzend braune Kapselfrucht ist dreikantig, oben etwas verbreitert und an der Spitze eingesenkt. Der Griffel sitzt in dieser Vertiefung. Die Samen sind klein und hell rotbraun. Die Blütezeit der Flatter-Binse erstreckt sich von Juni bis August.

Ökologie

Grünland mit Juncus-Horsten

Die Flatter-Binse ist eine immergrüne Horstpflanze und eine Sumpfpflanze mit langem, kriechendem Rhizom. Ihre Blätter sind reduziert. Die Photosynthese erfolgt in den bis 6 mm dicken, rundlichen Stängeln. Alle Pflanzenteile sind mit einem weißen Durchlüftungsgewebe, dem sogenannten Aerenchym, ausgestattet, das aus abgestorbenen, sternförmigen Zellen besteht, und als eine Anpassung an sauerstoffarmen Böden gedeutet werden kann. Nach entfernen der Rinde des Stängels kann das schaumgummiartige Durchlüftungsgewebe, das auch „Mark“ genannt wird, leicht mit dem Fingernagel herausgeschoben werden. Die schwach vorweiblichen Blüten öffnen sich gleichzeitig in „Pulsen“. Die Blütezeit erstreckt sich von Juni bis August. Die Bestäubung der Blüten erfolgt durch den Wind (Anemophilie).

Die reichblütigen Spirren überwintern. Dadurch, dass das stängelartige Tragblatt den Stängel direkt fortsetzt, steht der Blütenstand scheinbar seitenständig.

Die Früchte sind fachspaltige Kapseln und betätigen sich als Wind- und Tierstreuer. Die winzigen Samen werden als Körnchenflieger weiter ausgebreitet und, da sie nass gut haften, auch als Klebhafter; sie sind Lichtkeimer.

Vegetative Vermehrung erfolgt durch Verzweigung des kriechenden Rhizoms.

Als Halblicht- bis Volllichtpflanze erträgt die Flatter-Binse keine Beschattung. Ihr ökologischer Schwerpunkt liegt auf feuchten, sauren, stickstoffarmen bis mäßig stickstoffreichen Böden. Sie wird im Feuchtgrünland durch Beweidung gefördert, da sie vom Vieh ungern gefressen wird und durch Tritt vegetationslos gewordene Stellen rasch besiedeln kann. Aufgrund ihrer hohen Ausbreitungskraft und Konkurrenzfähigkeit gegenüber anderen Grünlandarten kann sie artenarme Bestände entwickeln und gilt daher als „Weideunkraut“. Kennzeichnend sind die aus dem abgeweideten Grünland herausragenden Horste. Das Binsengewächs ist kennzeichnend für die Pflanzengesellschaft der Flatterbinsen-Weide (Epilobio-Juncetum effusi), eine Gesellschaft auf durch Viehtritt verdichteten, stau- oder sickernassen, nährstoffreicheren Standorten. Diese kommt oft kleinflächig auch in Senken oder an Quellaustritten in Weidegebieten vor; teilweise auch bei Schäden der Vegetationsnarbe durch Fahrzeuge.

Verbreitung und Standort

Die Flatter-Binse ist weltweit vor allem in den gemäßigten Breiten der Nordhalbkugel häufig, in den Tropen findet sich die Art verbreitet insbesondere in höheren Regionen, in den Anden zum Beispiel in Höhen von bis zu 3600 Meter. In den gemäßigten Breiten der Südhalbkugel hingegen ist sie nur zerstreut anzutreffen. [2]

Sie wächst an feuchten bis nassen Standorten wie Feuchtwiesen und Nassweiden, Moore, an Wegrändern oder in Waldschlägen und bevorzugt sicker- bis staunasse, nährstoffreiche, meist kalkarme, mäßig saure Lehm- oder Torfböden.

Systematik

Nach Kirschner, J. et al. (2002) werden fünf Unterarten unterschieden[3]:

  • Juncus effusus subsp. austrocalifornicus; Kalifornien bis Mexiko
  • Juncus effusus subsp. effusus; Nordhalbkugel bis Südamerika
  • Juncus effusus subsp. laxus; Indischer Ozean, Südafrika
  • Juncus effusus subsp. pacificus; Alaska bis Mexiko
  • Juncus effusus subsp. solutus; Osten Nordamerikas

Das Artepitheton effusus ist lateinischen Ursprungs von effúndere = ausbreiten und bezieht sich auf die locker ausgebreiteten, „flattrigen“, Blütenstände der Binse. [4]

Literatur

  • Jürke Grau, B. P. Kremer, B. M. Möseler, G. Rambold & D. Triebel: Gräser. Süssgräser, Sauergräser, Binsengewächse und grasähnliche Familien Europas. Mosaik-Verlag, München 1996, ISBN 3-576-10702-9.
  • Henning Haeupler / Thomas Muer: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Ulmer Verlag, Stuttgart 2000, ISBN 3-8001-3364-4.
  • Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora. Ulmer, 7. Auflage Stuttgart 1994. ISBN 3-8252-1828-7.
  • R. Düll/ H. Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands. 7. Auflage, Quelle & Meyer-Verlag, 2011, ISBN 978-3-494-01424-1

Einzelnachweise

  1. Henrik Balslev & Alejandro Zuluaga: Flora de Colombia - Juncaceae. 2009, S. 42, Bogotá, ISSN 0120-4351
  2. nach Royal Botanic Gardens KEW
  3. Helmut Genaust: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. 3. Auflage, Birkhäuser, Basel 1996 (Nachdruck ISBN 3-937872-16-7)

Weblinks

Commons: Flatter-Binse – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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