Eigentliche Sackspinnen



Eigentliche Sackspinnen

Clubiona pallidula, Weibchen

Systematik
Ordnung: Webspinnen (Araneae)
Unterordnung: Echte Webspinnen (Araneomorphae)
Teilordnung: Entelegynae
Familie: Sackspinnen (Clubionidae)
Gattung: Eigentliche Sackspinnen
Wissenschaftlicher Name
Clubiona
Latreille, 1804

Die Eigentlichen Sackspinnen (Clubiona) bilden die artenreichste Gattung der Familie der Sackspinnen (Clubionidae). Clubiona weist weltweit reichlich 250 Arten auf, die in allen Erdteilen vorkommen. In Mitteleuropa sind mindestens 27 Arten heimisch, die in mittlerer Häufigkeit vorwiegend die Kraut- und Strauchschicht, seltener die Kronenschicht verschiedener Biotope besiedeln. Zu den häufigeren Arten in Mitteleuropa zählen Clubiona terrestris, C. reclusa, C. lutescens, C. comta und C. stagnatilis sowie C. phragmitis.

Lebensweise

Die drei bis zehn Millimeter kleinen Tiere sind nachtaktive Jäger. Nachts streifen sie in der Krautschicht relativ weit umher und schleichen sich geschickt an ihre Beute an. Daher brauchen diese "Zwei-Klauen-Spinnen" keine Fangnetze, sondern verwenden ihre Spinnseide, um taschenförmige Behausungen aus Pflanzenteilen herzustellen, in die sie sich tagsüber zurückziehen. Einige Arten bevorzugen aber auch Erdhöhlen, oder ziehen sich unter lose Rinde (C. comta), Bodenstreu des Waldes oder unter Steine (Clubiona terrestris) zurück. Sackspinnen stellen auffällige Taschen für ihre Eikokons her. Die Ausprägung der Tarsalklauen (siehe: Dionycha) macht sie ähnlich den Springspinnen (Salticidae) zu guten Kletterern, die teilweise auch in der Kronenschicht von Wäldern jagen.

Einige Eigentliche Sackspinnen sind das ganze Jahr über aktiv. Ihre Aktivitätsphasen sind jedoch unterschiedlich. Sie werden meist im Frühjahr geschlechtsreif. Bei der stundenlang dauernden Paarung, der kaum Werbung vorangeht, hält das Männchen das Weibchen mit seinen auffällig längeren und nach vorn gerichteten Kieferklauen (Cheliceren) fest.

Die Weibchen fertigen entweder ein Seidenbett auf Blättern, auf das sie ihre Eier ablegen und spinnen diesen Kokon zu, oder stellen kunstvolle Taschen für ihre rötlichen Eier her. C. phragmitis benutzt dazu Gräser, wie z. B. Schilfblätter, die zunächst mit den Cheliceren perforiert werden, dann geknickt oder gerollt werden und schließlich zu einem stabilen Gefäß mit der Seide zusammengesponnen werden.

Die ortsfesten Wohngespinste wie die Eikokons sind ein Bestimmungsmerkmal. In der Regel werden sie kopfüber in der Krautschicht aufgehängt. Bei C. phragmitis ist das Wohngespinst röhrenförmig aus Schilfblättern hergestellt und oben und unten offen, das Eikokon jedoch wie eine dreieckige Tasche aus Schilfblättern fest verschlossen.

Lebensräume

Clubiona sp., Männchen

Clubiona-Arten wurden vorwiegend in der Krautschicht in Bodennähe und seltener in der Kronenschicht nachgewiesen.[1]

Viele Eigentliche Sackspinnen sind in Wäldern zu finden. C. terrestris besiedelt bevorzugt die Krautschicht der planaren Laubwälder, ist seltener in Nadelwäldern im Kronenbereich oder im Mittelgebirgsraum und gar nicht in Gärten oder Städten zu finden. C. comta scheint weniger wählerisch, wurde aber am häufigsten in Nadelwäldern nachgewiesen und steigt bis in die Mittelgebirge hinauf.

Clubiona trivialis bevorzugt wie C. phragmitis feuchte Lebensräume. C. trivialis ist im Gezeitenbereich der Meere, in Dünen und Salzwiesen gefunden worden und ist in Hochmooren, insbesondere in Moorwäldern, stetig und häufig. Außerhalb des Bodenbereiches kommt C. trivialis in allen Schichten vor, selbst in der Kronenschicht der Bäume ist sie relativ häufig (19 % aller Fänge nach Hänggi et al, 1995). C. trivialis steigt bis in die Mittelgebirge auf. C. phragmitis besiedelt ebenfalls den direkten Küstenbereich (Schilfbestände), ansonsten aber fast ausschließlich in den Schilfbeständen von Feuchtgebieten, voran Niedermoore. C. phragmites ist nur im Flachland und nur in der Krautschicht aus hohen Gräsern zu finden.

C. subsultans besiedelt fast nur Nadelwälder, die sehr seltene C. alpicola ist nur im Hochgebirge zu finden. Hingegen sind beispielsweise C. lutescens und C. neglecta Ubiquisten, die sich auch noch in Kulturbiotopen aufhalten. Nur vereinzelt verirren sich Sackspinnen in die Nähe des Menschen, z. B. tolerieren C. comta, C. brevipes und C. pallidula Höhlen.

Arten

Mitteleuropäische Arten sind zum Beispiel:

Quellen

  • Hänggi, Stöckli, Nentwig: Lebensräume Mitteleuropäischer Spinnen. Misc. Faun. Helvetiae, Centre suisse cortographie de la faune Neuchatel, 1995.
  • Heimer, Nentwig et al.: Spinnen Mitteleuropas. Parey Berlin, 1991.
  • Jones: Der Kosmos Spinnenführer. Franckh'sche Verlagshandlung Stuttgart, 1990.
  1. Theo Blick, Martin Goßner: Spinnen aus Baumkronen-Klopfproben (Arachnida:Araneae), mit Anmerkungen zu Cinetata gradata (Linyphidae) und Theridion boesenbergi (Theridiidae). Arachnologische Gesellschaft e.V.: Arachnologische Mitteilungen 31, Nürnberg 2006, ISSN 1018-4171 (Online)

Weblinks

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