Dihydroergocryptin


Strukturformel
Struktur von Dihydroergocryptin
Allgemeines
Freiname Dihydroergocryptin
Andere Namen
  • α-Dihydroergocryptin (α-DHEC)
  • IUPAC: (5′a,10a)-9,10-Dihydro-12′-hydroxy- 2′-(1-methylethyl)- 5′-(2-methylpropryl)- ergotaman-3′,6′,18-trion
Summenformel C32H43N5O5
Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 25447-66-9
PubChem 114948
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Arzneistoffangaben
ATC-Code

N04BC03

Wirkstoffklasse

Dopaminagonist

Eigenschaften
Molare Masse 577,72 g·mol−1
Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung
keine Einstufung verfügbar[1]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Dihydroergocryptin (DHEC) ist ein von den Mutterkornalkaloiden abgeleiteter Arzneistoff. Es wirkt primär als Dopamin-D2-Agonist und weiterhin als D1-Partialagonist und wird hauptsächlich zur Behandlung des Morbus Parkinson eingesetzt.

Es wird in Deutschland und der Schweiz als α-Dihydroergocryptinmethansulfonat bzw. α-Dihydroergocryptinmesilat (CAS-Nummer 14271-05-7) vertrieben (Handelsnamen: Almirid, Cripar; Hersteller: DE - Desitin, Taurus; CH - Merz)

Klinische Angaben

Anwendungsgebiete (Indikationen)

  • Morbus Parkinson, bei Patienten ohne Fluktuationen im Krankheitsbild als Monotherapie oder in Kombination mit Levodopa.
  • Intervallbehandlung der Migräne-Kopfschmerzen (nur Schweiz).

Dosierung, Art und Dauer der Anwendung

Morbus Parkinson

Die Anfangsdosis beträgt 10 mg pro Tag (mg/d). Nach jeweils zwei Wochen kann eine Steigerung um 10 mg/d bis zum Erreichen der erforderlichen Erhaltungsdosis erfolgen. Die Erhaltungsdosis beträgt i.d.R. 60 mg/d und in Einzelfällen bis zu 120 mg/d. Diese Dosierungen gelten auch für die Kombinationbehandlungen mit Levodopa. Die Tagesdosis ist auf zwei Einnahmen zu verteilen.

Migräne-Kopfschmerzen

Die Intervall-Behandlung der Migränekopfschmerzen wird mit einer Dosis von 10 mg/d begonnen und kann nach zwei Wochen auf die Erhaltungsdosis von 20 mg/d erhöht werden. Auch bei Erfolg der Behandlung sollte die Einnahme von DHEC nach sechs Monaten unterbrochen und erst bei einem Rückfall wieder aufgenommen werden. Die Tagesdosis ist auf zwei Einnahmen zu verteilen.

Gegenanzeigen (Kontraindikationen)

  • Überempfindlichkeit gegen Mutterkornalkaloide
  • fortgeschrittene Leberschädigung
  • Kombinationsbehandlung mit Erythromycin und anderen Makrolid-Antibiotika, die das Cytochrom-P450-Isoenzym Cytochrom P450 3A4 hemmen
  • Kindesalter
  • Schwangerschaft und Stillzeit

Besondere Vorsicht ist bei Psychosen und Bluthochdruck geboten

Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten

  • Hemmstoffe des arzneimittelabbauenden Enzyms CYP 3A4 führen zu einer deutlichen Erhöhung der Blutspiegel von DHEC: in einer Studie mit Erythromycin stiegen die Spitzenkonzentrationen im Blut um ca. das 10-fache; insgesamt kam es zu einer 16-fachen Erhöhung der Verfügbarkeit von DHEC im Blut.[2] Daher sollten Erythromycin und andere Makrolidantibiotika nicht zusammen mit DHEC gegeben werden. Auch bei gleichzeitiger Behandlung mit anderen Hemmstoffen des CYP-3A4-Enzyms (z.B. HIV-Proteaseinhibitoren, Azol-Antimykotika, Verapamil, Valproinsäure, Fluoxetin, Cimetidin oder Amiodaron) ist Vorsicht geboten. Wenn diese Arzneimittel wieder abgesetzt werden, muss die Dosis von DHEC gegebenenfalls wieder angepasst werden.
  • DHEC sollte nicht zusammen mit anderen Mutterkornalkaloiden verwendet werden, da sich die Nebenwirkungen dieser Arzneistoffe verstärken können (Ergotismus).
  • DHEC kann die Thrombozytenaggregation beeinträchtigen und gerinnungshemmend wirken. Bei Patienten, die gleichzeitig andere, die Blutgerinnung beeinflussende Arzneimittel erhalten, sollten häufigere Kontrollen vorgenommen werden.
  • Eine Interaktion zwischen DHEC und Medikamenten, die den Blutdruck oder die Psyche beeinflussen, kann nicht ausgeschlossen werden. Wechselwirkungen mit Alkohol wurden nicht untersucht. Die gleichzeitige Einnahme von Alkohol kann die Verträglichkeit von DHEC verschlechtern.
  • Die gleichzeitige Einnahme von Nitropräparaten kann u.U. die Wirkung von DHEC verstärken.
  • DHEC hat keinen klinisch relevanten Einfluss auf die Pharmakokinetik von Levodopa. Dennoch kann es bei gleichzeitiger Anwendung von Levodopa zu häufigerem Auftreten von Magenschmerzen, niedrigem Blutdruck, Kopfschmerzen und Ödemen kommen.

Anwendung während Schwangerschaft und Stillzeit

Tierstudien haben unerwünschte Effekte auf die Föten gezeigt. DHEC kann Wehen vor dem Schwangerschaftstermin auslösen und kann die Milchabgabe hemmen. Daher darf DHEC bei Schwangerschaft oder während der Stillzeit nicht eingenommen werden.

Sonstige Informationen

Geschichtliches

DHEC wurde in den 1990er Jahren durch die italienische Firma Poli (heute Polichem S.A., Lugano, Schweiz) in den Anwendungsgebieten Morbus Parkinson und Migräne entwickelt und anschließend an verschiedene Firmen in Deutschland und der Schweiz auslizenziert.

Studien

Die Zulassung von DHEC bei der Behandlung von Patienten mit Morbus Parkinson beruht auf Studien von Battistin et al.[3] und Bergamasco et al.[4] Die Wirksamkeit bei der Behandlung von Migräne wurde von Bussone et al.[5] und Micieli et al.[6] bestätigt. Wie viele Dopaminagonisten wurde auch DHEC wurde bei der Behandlung von Patienten mit "restless legs"-Syndrom (RLS) untersucht.[7] DHEC ist jedoch nicht zur Behandlung von RLS zugelassen.

Handelsnamen und Darreichungsformen

Wichtiger Hinweis: Handelsnamen und Darreichungsformen von Arzneistoffen unterliegen keiner Standardisierung. Sie können sich daher in einzelnen Ländern unterscheiden.

Deutschland

  • Almirid 5 mg (Kapseln); Almirid 20 oder 40 mg (Tabletten)
  • Cripar 5 mg (Kapseln); Cripar 20 mg (Tabletten); Cripar forte 40 mg (Tabletten)

Schweiz

  • Cripar 5 mg (Kapseln); Cripar 20 mg (Tabletten)

Einzelnachweise

  1. Dieser Stoff wurde in Bezug auf seine Gefährlichkeit entweder noch nicht eingestuft oder eine verlässliche und zitierfähige Quelle hierzu wurde noch nicht gefunden.
  2. de Mey C, Althaus M, Ezan E, Retzow A. Erythromycin increases plasma concentrations of alpha-dihydroergocryptine in humans. Clin Pharmacol Ther 2001;70:142-8. PMID 11503008
  3. Battistin L, Bardin PG, Ferro-Milone F et al. Alpha-dihydroergocryptine in Parkinson's disease: a multicentre randomized double blind parallel group study. Acta Neurol Scand. 1999;99:36-42. PMID 9925236
  4. Bergamasco B, Frattola L, Muratorio A et al. Alpha-dihydroergocryptine in the treatment of de novo parkinsonian patients: results of a multicentre, randomized, double-blind, placebo-controlled study. Acta Neurol Scand. 2000;101:372-80. PMID 10877152
  5. Bussone G, Cerbo R, Martucci N et al. Alpha-dihydroergocryptine in the prophylaxis of migraine: a multicenter double-blind study versus flunarizine. Headache 1999;39:426-31. PMID 11279920
  6. Micieli G, Cavallini A, Marcheselli S et al. Alpha-dihydroergocryptine and predictive factors in migraine prophylaxis. Int J Clin Pharmacol Ther 2001;39:144-51. PMID 11332869
  7. Tergau F, Wischer S, Wolf C, Paulus W. Treatment of restless legs syndrome with the dopamine agonist alpha-dihydroergocryptine. Mov Disord 2001;16:731-5. PMID 11481700


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