Christusdorn (Euphorbia)



Christusdorn

Christusdorn (Euphorbia milii)

Systematik
Unterfamilie: Euphorbioideae
Tribus: Euphorbieae
Gattung: Wolfsmilch (Euphorbia)
Untergattung: Euphorbia
Sektion: Goniostema
Art: Christusdorn
Wissenschaftlicher Name
Euphorbia milii
Desmoul. 1826

Der Christusdorn (Euphorbia milii, Syn.: Euphorbia bojeri Hook., Euphorbia splendens Bojer ex Hook., Euphorbia splendens var. bojeri (Hook.) Leandri) ist eine Art in der Gattung Wolfsmilch (Euphorbia) aus der Familie der Wolfsmilchgewächse (Euphorbiaceae).

Namensherkunft

Der Christusdorn erhielt seinen deutschen Namen, weil seine dornigen Zweige an die biblische Dornenkrone Jesu erinnerten. Da die Art aber erst im 19. Jahrhundert aus Madagaskar importiert wurde und Madagaskar um die Zeitenwende praktisch unzugänglich war, ist die manchmal immer noch vermutete Verwendung als biblische Dornenkrone völlig auszuschließen.

Der wissenschaftliche Name erinnert an Baron Pierre-Bernard Milius (1773–1829), der französischer Gouverneur der Bourbon-Insel (jetzt Réunion) war. Dieser sandte 1821 drei Pflanzen der damals noch unbekannten Art an den Botanischen Garten von Bordeaux. Von ebendiesen Pflanzen beschrieb und veröffentlichte Desmoulins 1826 die Art, die er zu Ehren von Milius benannte.

Beschreibung und Verbreitung der natürlichen Art

Er ist ein sukkulenter, dorniger und belaubter Strauch. Innerhalb der Gattung Euphorbia gehört er mit mehr als 50 weiteren Arten zur Untergattung Euphorbia, Sektion Goniostema, in der die Arten paarige und meist auffallend gefärbte Brakteen unter den Cyathien tragen, die die fehlenden Petalen der stark reduzierten Blüten nachahmen. Diese besonderen Brakteen werden „Cyathophyllen“ genannt. Wie alle Euphorbien enthält auch der Christusdorn einen giftigen und hautreizenden Milchsaft.

Varietäten

Euphorbia milii Desmoul. var. milii wächst im westlichen Madagaskar und bildet reich verzweigte Sträucher, die Wuchshöhen von bis 1,5 Meter erreichen. Die Zweige haben einen Durchmesser von bis zu 1 cm. Die dunkelgrünen, lanzettlichen Laubblätter sind bis zu 4 cm lang und 2 cm breit. Die Nebenblatt-Dornen (Stipulen) stehen paarig um den Blattansatz und sind 1 bis 2 cm lang. Die Blütenstandstiele sind zwei- bis dreifach gabelig und tragen kleine Cyathien mit ausgebreiteten, etwa 6 × 8 mm² großen, meist roten (selten gelben) Cyathophyllen.

  • Euphorbia milii var. bevilaniensis (Croizat) Ursch & Léandri 1955 wächst im südlichen Madagaskar (zwischen Anosy und Adroy District) auf Gneisfelsen in Wäldern und weicht ab durch verkehrt dreieckige Blätter, Triebe mit etwa 5 mm Durchmesser und bis 1 cm lange Dornen.
  • Euphorbia milii var. hislopii (N.E.Br.) Ursch & Léandri 1955 wächst im zentralen Madagaskar und ist nur in Kultur (als Heckenpflanze) bekannt. Sie ist insgesamt grober und robuster und bildet bis 2 m große Sträucher, bis 2 cm dicke Triebe, bis 15 × 5 cm² große Blätter und bis sechsfach gegabelte Infloreszenzstiele.
  • Euphorbia milii var. imperatae (Léandri) Ursch & Leandri 1955 wächst im Küstenwald des östlichen Madagaskars und weicht ab durch nur 50 cm große Sträucher mit nur 5 mm dicken Zweigen, eiförmige, bis 10 × 7 cm² großen Blätter und nur ein- bis zweifach gegabelte, kurze Infloreszenzstiele.
  • Euphorbia milii var. longifolia Rauh 1967 wächst im zentralen Madagaskar auf Granitfelsen und weicht ab durch vorwiegend basale Verzweigung, schlaffe, bis 2 cm dicke Zweige, linealische, bis 20 × 1 cm² große Blätter und gelbe Cyathophyllen.
  • Euphorbia milii var. roseana Marn.-Lap. 1962 wächst im zentralen bis südlichen Madagaskar (bei Sakaraha) in Wäldern und weicht ab durch ziemlich aufrechte Zweige, lanzettliche, bis 9 × 2,5 cm² große Blätter, zweifach gegabelte Infloreszenzstiele und weißlich gelbe Cyathophyllen.
  • Euphorbia milii var. splendens (Bojer ex Hook.) Ursch & Léandri 1955 wächst im zentrealen Madagaskar und weicht ab durch bis 2 m große Sträucher, hellgrüne Blätter, zahlreiche, basal zusammengedrückte Dornen und manchmal gelbe Cyathophyllen.
  • Euphorbia milii var. tananarivae (Leandri) Ursch & Léandri 1955 wächst im zentralen Madagaskar und ist nur in Kultur (als Heckenpflanze) bekannt. Sie weicht ab durch bis 2 m große Sträucher, bis 3 cm dicke Zweige und bis 8 × 10 mm² große, gelbe, rot gerandete Cyathophyllen.
  • Euphorbia milii var. tenuispina Rauh & Razaf. 1991 wächst im südlichen Madagaskar (in den Bergen um Ihosy und Isalo) und weicht ab durch einen an der Basis verdickten, knolligen Stamm und sehr schlanke Dornen.
  • Euphorbia milii var. tulearensis Ursch & Léandri 1955 wächst im südwestlichen Madagaskar (bei Toliara) und weicht ab durch kleinere, bis 1 cm lange Dornen und leuchtend rote Cyathophyllen.
  • Euphorbia milii var. vulcanii (Leandri) Ursch & Léandri 1955 wächst im zentralen bis südlichen Madagaskar (zwischen Betafo und Ambatofinandrahana) und weicht ab durch bläulich grüne, bis 20 × 5 cm² große Blätter, etwa 1 cm lange, in etwa zehn Reihen angeordnete Dornen und lange, vierfach gabelige Infloreszenzstiele.

Fast alle Varietäten sind nur im Fachhandel erhältlich. Lediglich E. milii var. splendens wird auch in Blumenläden und Baumärkten angeboten. Alle Varietäten können als Zimmerpflanzen gehalten werden und benötigen einen sehr hellen Standort ohne zu viel direkte Sonne und ganzjährig Temperaturen über etwa 12 bis 15 °C. Geeignete Standorte sind beispielsweise in südliche Richtungen weisende Fensterbretter. Ein sommerlicher Freilandaufenthalt, z. B. im leichten Schatten eines Baumes, führt zu gedrungen wachsenden Pflanzen und kräftig ausgefärbten Cyathophyllen.
Alle Varietäten wachsen nur saisonal und benötigen in unserem Winter eine Trockenruhe. In dieser Zeit, in der nur so schwach gegossen wird, dass die Wurzelballen nicht völlig austrocknen, verlieren die Pflanzen fast alle Laubblätter. Gesunde Pflanzen vertragen auch eine völlig trockene Überwinterung, haben dann im Frühling aber Anlaufprobleme, wenn sie erst wieder neue Wurzeln bilden müssen. Werden die Pflanzen über den Winter durchgegossen, neigen sie zum Vergeilen, werden anfällig für Krankheiten und faulen manchmal schnell weg.
Tierische Schädlinge sind wegen des giftigen Milchsaftes äußerst selten. Bei zu hoher Luftfeuchtigkeit kann Mehltau auftreten.

Hybriden

Euphorbia lophogona ist der häufigste Hybridisierungspartner

Die meisten im Handel erhältliche Zuchtformen gehen auf Hybriden von Euphorbia milii mit Euphorbia lophogona Lam. 1788 zurück.

Hybriden von E. milii und E. lophogona entstehen häufig zufällig, wenn die Pflanzen in Sammlungen nahe beieinander stehen. Erste Berichte über solche Hybriden stammen von Franklin Crosby aus Malibu, Kalifornien, USA (1960) und Harry Hall aus Kirstenbosch, Südafrika (1961). Diese als 'Kalifornische Hybriden' bekannten Sorten tragen unterbrochene Dornenreihen, die einen Kompromiss zwischen den paarigen Dornen von E. milii und den durchgehenden Dornenreihen von E. lophogona darstellen.

Die von Werner Rauh, der Professor an der Universität Heidelberg war, etwa 50 km nördlich von Tolagnaro (Fort Dauphin) gefundenen natürlichen Hybriden zwischen E.milii und E. lophogona stellen eine weitere Gruppe dar, die als 'Heidelberger Hybriden' bekannt ist. Rauh beschrieb sie formell als Euphorbia × lomi, wobei die jeweils sie erste Silbe des elterlichen Namens (lophogona, milii) den neuen Namen ergab. Im Vergleich zu den Kalifornischen Hybriden haben die Heidelberger Hybriden dünnere Stämme und kleinere aber dickere Blätter.

Eine dritte Gruppe bilden die aus Thailand stammenden Hybriden. Ihr Ursprung ist unbekannt, doch liegt wegen ihrer besonders großen Cyathophyllen die Vermutung nahe, dass ein Elternteil E. milii var. tananarivae ist. In Thailand und anderen asiatischen Staaten gelten die als 'Poysean Hybriden' bekannten Sorten als Glücksbringer, was zu viel züchterischem Eifer und einer weiten Verbreitung der Pflanzen führte.

Alle diese Hybriden sind ideale Zimmerpflanzen und mögen einen hellen, halbschattigen Platz am Fensterbrett. Wie die natürliche Art benötigen sie im Winter mindestens 12 bis 15°, haben bei ausreichender Bewässerung aber keine Probleme damit, nahe bei Heizkörpern zu stehen. Sie vertragen und mögen es, auch im Winter gegossen zu werden, behalten ihre Blätter über mehrere Jahre und blühen fast ganzjährig. Mehltau tritt seltener als bei der natürlichen Art auf, kann bei hoher Luftfeuchte aber vorkommen.

Da alle Arten der Sektion Goniostema miteinander kreuzbar sind, finden sich im Handel inzwischen auch Hybriden von E. milii mit einem anderen Elternteil als E. lophogona. Eine von Nathan Wong von den Honolulu Botanical Gardens stammende Hybride E. milii × E. decaryi var. spirosticha wurde zuerst 1999 im Grigsby's Katalog (USA) angeboten und zu Ehren des Schöpfers E. 'Nat Wong' genannt. Eine weitere Kreuzung Nathan Wongs, E. milii × E. moratii, besticht durch ihre ungewöhnlich marmorierten Blätter und heißt E. 'Hawaii'. Erst seit kurzer Zeit im Handel ist E. 'Honkeytonk', eine Hybride E. milii × E. didiereoides mit orangefarbenen Cyathophyllen.

Galerie

Varietäten

Hybriden

Literatur

  • Charles Robert Alexandre Des Moulins: DESCRIPTION D'UNE NOUVELLE ESPECE D'EUPHORBE, Bull. Hist. Nat. Soc. Linn. Bordeaux 1: 27-30, t. 1, 1826
  • Eugène Ursch & Jacques Désiré Leandri: Les Euphorbes Malgaches Epineuses et Charnues du Jardin Botanique de Tsimbazaza: 144-154, 1954
  • Werner Rauh: Euphorbia x lomi, Kakteen und andere Sukkulenten 30 (11): 257, 1979
  • Stephen Jankalski: Euphorbia x lomi, Cactus & Succulent Journal (U.S.) 72 (4): 203, 2000
  • Bob Smoley: Giant-flowered Euphorbia milii hybrids, Cactus & Succulent Journal (U.S.) 72 (1): 198-201, 2000
  • Leonard Eric Newton: The type of Euphorbia milii Des Moulins, Cactus & Succulent Journal (U.S.) 72 (4): 206-207, 2000

Weblinks

Commons: Christusdorn – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien