Beatmungsgerät


Notfallbeatmungsgerät „Medumat Standard“ mit Inhalationseinheit aus einem Mehrzweckfahrzeug des Rettungsdienstes
Beatmungssystem mit Endotrachealtubus, Detektor zur Kapnometrie, Beatmungsfilter, Expirations- und PEEP-Ventil

Ein Beatmungsgerät oder Respirator ist eine elektrisch, heute von Mikroprozessoren gesteuerte oder pneumatisch angetriebene Maschine zur Beatmung von Personen mit unzureichender oder ausgesetzter Eigenatmung. Das Atemgas wird meist mit Sauerstoff angereichert.

Je nach Anwendungsbereich wird zwischen Notfall-, Intensiv- und Heimrespirator unterschieden. Auch Narkosegeräte sind spezialisierte Beatmungsgeräte.

Gesetzgebung und Normen

Als Medizinprodukte unterliegen Beatmungsgeräte den deutschen und österreichischen Medizinproduktegesetzen und den zugehörigen Betreiberverordnungen, die als Umsetzung der EWG-Richtlinie 93/42 eine Vereinheitlichung innerhalb der EU gewährleisten und, je nach Typ, den Normen EN 60601-2-12 sowie EN 60601-1-8, womit die Sicherheit für Anwender und Patient gewährleistet werden soll. Beatmungsgeräte als aktive Medizinprodukte dürfen nur von Personen angewendet werden, die hierfür qualifiziert und in die Handhabung des jeweiligen Gerätetyps eingewiesen sind.[1]

Arten von Respiratoren

Notfallbeatmungsgerät „Oxylog 3000“ aus einem Rettungswagen

Notfallrespiratoren

Notfallrespiratoren, synonym Transportrespiratoren, kommen vor allem im Rettungsdienst zum Einsatz und werden daher robust konzipiert. Aber auch in der Intensivmedizin werden sie für Patiententransporte, etwa zum Operationssaal genutzt. Parameter, wie etwa die Sauerstoffkonzentration oder das Atemzeitverhältnis, sind nur bei einigen Geräten stufenlos einstellbar. Mit diesen Geräten ist eine kurzfristige, meist volumengesteuerte Beatmung, möglich, sie lassen sich aber kaum an den Patienten adaptieren, so dass hier höhere Medikamentengaben zur Sedierung notwendig sein können, als bei der Verwendung eines Intensivrespirators.

Intensivrespiratoren

Intensivbeatmungsgerät Typ „Evita 4“, 2011

Intensivrespiratoren kommen für längere und differenzierte Beatmungstherapien unter intensivmedizinischen Bedingungen zum Einsatz. Grundsätzlich sind alle Beatmungsformen, auch die seltenere Hochfrequenzbeatmung, realisierbar. Sie verfügen über zahlreiche Mess-, Dokumentations- und Alarmmöglichkeiten, sind besser an den Patienten oder an das Krankheitsbild anzupassen und können an ein Netzwerk angeschlossen werden.

Nur mit diesen Geräten ist ein Weaning, also die langsame Reduktion der Atemunterstützung durch das Gerät bei zunehmender Eigenatmung des Patienten und damit die Entwöhnung vom Gerät, möglich, da hierzu Beatmungsmuster genutzt werden, die eine Eigenatmung zu jeder Zeit ermöglichen und auch, je nach Einstellung des Gerätes, unterstützen. Dies sind zumeist druckkontrollierte Beatmungsformen wie etwa die BiPAP-Beatmung mit einer Erkennung von selbstständigen Einatembemühungen des Patienten und deren Ermöglichung. Durch die Zusatzfunktion der automatischen Tubuskompensation ist es etwa möglich, die Atemanstrengung für den Patienten so zu reduzieren, dass dieser das Gefühl hat, er sei nicht intubiert.

Heimrespiratoren

Heimbeatmungsgerät „VS Ultra“

Heimbeatmungsgeräte werden bei Patienten verwendet, deren Eigenatmung durch zeitweise oder bleibende Störungen von Nervensystem oder Atemmuskulatur stark reduziert ist, die aber trotzdem aus der Klinik entlassen werden. Heimbeatmungsgeräte sind klein gebaut, so dass sie in der Wohnung des Patienten problemlos untergebracht werden können. Auch die Mobilität ist durch solch kleine Respiratoren wenig eingeschränkt, da die Patienten diese auch im Batteriebetrieb mit sich führen können. Da in Privatwohnungen oder Pflegeheimen Wandanschlüsse für Sauerstoff oder Druckluft meist nicht vorhanden sind, werden solche Respiratoren so gefertigt, dass sie davon unabhängig sind. Heimbeatmungsgeräte sind außerdem einfacher zu bedienen, so dass die Patienten selbst oder ihre Angehörigen sich leicht in die Technik einfinden können und notwendige Einstellungen selbst vornehmen können.

Tankrespiratoren

Eiserne Lunge

Die Eiserne Lunge war das erste Gerät zur maschinellen Beatmung. Eine Eiserne Lunge funktioniert nicht wie moderne Respiratoren, sondern der Patient liegt bis zum Hals in dem Gerät und wird von diesem luftdicht umschlossen. Nach Erzeugung eines Unterdruckes in der Kammer dehnt sich der Brustkorb aus, und Umgebungsluft strömt durch die Atemwege in die Lunge.

Auch heute werden noch in seltenen Fällen, und fast ausschließlich zur Heimbeatmung, Unterdruckrespiratoren verwendet, etwa der Kürass-Ventilator. Diese bestehen aus einer harten Kunststoffschale, die bei Brustkorbdeformitäten auch maßgefertigt werden kann. In der modernen klinischen Intensivmedizin werden Tankrespiratoren nicht mehr verwendet, da die Grunderkrankungen meist mit einer Erhöhung der Atemarbeit einhergehen, welche nicht kompensiert werden kann.

Sicherheitsmaßnahmen

Bei jedem Respirator ist die Möglichkeit eines Geräteausfalls gegeben, so dass bei einem beatmeten Patienten ein Beatmungsbeutel in der Nähe sein sollte, um auch bei einem Ausfall des Respirators den Patienten ununterbrochen weiterbeatmen zu können. Des Weiteren muss bei einem Patiententransfer mit Beatmungsgerät gewährleistet sein, dass vorhandene Vorräte in den Sauerstoffflaschen ausreichend sind und eine ununterbrochene Beatmung ermöglichen. Elektrisch betriebene Notfallrespiratoren verfügen über einen Akku und ein externes Ladegerät, Intensivrespiratoren häufig nur über einen Akku, der den Alarm bei Ausfall des Stromnetzes gewährleistet. Sie werden jedoch für diesen Fall und für Patiententransporte auch mit Akkumulatoren angeboten, die den netzunabhängigen Betrieb für eine gewisse Zeit gewährleisten.

Literatur

  • S. P. Stawicki et al. (2009): Analytic Reviews: High-Frequency Oscillatory (HFOV) and Airway Pressure Release Ventilation (APRV): A Practical Guide. Journal of Intensive Care Medicine 24.
  • W. Oczenski et al. (2006): Atmen-Atemhilfen: Atemphysiologie und Beatmungstechnik. Thieme Verlag, 7. Auflage: 497-498.
  • S. Derdak, S. Mehta et al. (2002): High-frequency oscillatory ventilation for acute respiratory distress syndrome in adults: a randomized, controlled trial. Am J Respir Crit Care Med 166(6): 801-808.
  • Y. Imai, S. Nakagawa et al. (2001): Comparison of lung protection strategies using conventional and high-frequency oscillatory ventilation. J Appl Physiol. 91(4): 1836-1844.
  • S. Metha, S. E. Lapinsky et al. (2001): Prospective trial of high-frequency oscillation in adults with acute respiratory distress syndrome. Crit Care Med 29(7): 1360-1369.
  • P. Fort, C. Farmer, et al. (1997): High-frequency oscillatory ventilation for adult respiratory distress syndrome--a pilot study. Crit Care Med 25(6): 937-947.

Weblinks

Commons: Beatmungsgeräte – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Dietmar Kirchberg: Das Medizinproduktegesetz: was Pflegende wissen müssen ; Bestimmungen, Beispiele, Konsequenzen, S58 ff. Schlütersche Verlagsanstalt, 2003, ISBN 978-3-87706-878-6.Online: eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche

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