Bakteriophage Lambda


Bakteriophage Lambda
Systematik
Klassifikation: Viren
Ordnung: Caudovirales
Familie: Siphoviridae
Gattung: λ-ähnliche Viren
Art: λ-Phage
Taxonomische Merkmale
Genom: dsDNA linear
Baltimore: Gruppe 1
Symmetrie: ikosaedrisch
Hülle: keine
Wissenschaftlicher Name
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Kurzbezeichnung
λ
Links

Der Lambda-Phage (Phage λ) ist ein Virus aus der Ordnung Caudovirales, der das Bakterium Escherichia coli zum Wirt hat; er gehört damit zu den Bakteriophagen. Er hat in der Geschichte der Virusforschung und molekularen Genetik wie auch bei gentechnologischen Verfahren eine große Bedeutung.

Morphologie

Schematische Darstellung des Phagen λ.

Das Virion des Lambda-Phagen ist wie bei allen Siphoviridae aus einem Kapsid mit der enthaltenden dsDNA und einem nicht-kontraktilen Schwanzteil aufgebaut. Das Kapsid hat eine isometrische, ikosaedrische Symmetrie und ist etwa 60 nm im Durchmesser groß; es besteht aus 72 Kapsomeren (60 Hexamere, 12 Pentamere, T=7). Aufgrund der Lücke für den Ansatz des Schwanzteils besteht das Kapsid jedoch nicht aus je 420 (= 60×6 + 12×5) Molekülen der beiden Haupt-Kapsidproteine E und D, sondern nur aus 415.

Der Schwanzteil ist flexibel, aber nicht-kontraktil und 8x150 nm groß. An dessen Ende befinden sich vier lange Fibern, die jedoch in in vitro gezüchteten Stämmen verschwinden.

Das lineare, doppelsträngige DNA-Genom des Lambda-Phagen ist 48.502 bp groß und kodiert für etwa 70 Proteine. Die vollständige Genomsequenz wurde von Frederick Sanger 1982 ermittelt. Die lineare DNA besitzt an beiden Enden kurze einzelsträngige Abschnitte, die komplementär zueinander sind und der Rezirkularisierung der Phagen-DNA nach Injektion in den Wirt dienen. Diese Enden werden auch als kohäsive Enden (cos), homologe Bindeenden oder klebrige Enden (engl. sticky ends) bezeichnet.

Integration

Integration des Phagen-Genoms ins Wirtsgenom.

Der Phage λ ist ein temperenter Bakteriophage. Seine lineare Phagen-DNA wird nach der Infektion der Wirtszelle von der DNA-Ligase des Bakteriums zu einer zirkulären DNA geschlossen. Die zirkuläre DNA kann von der viralen Integrase in das Bakterienchromosom eingebaut werden. Die Integration der Phagen-DNA in das Wirtsgenom ist eine ortspezifische Rekombination und kann zu spezialisierter Transduktion führen. In diesem Zustand ist der Lambda-Phage ein Prophage und bleibt in das Wirtsgenom integriert, ohne seine Gene zu exprimieren.

Expression

Das Repressorprotein des Lamda-Bakteriophagen bindet mittels eines Helix-Turn-Helix-Strukturmotivs (in der Visualisierung grün) an DNA (In der Visualisierung blau und rot), nach PDB 1LMB.

Die Expression der Prophagen-Gene werden von einem Repressor-Protein unterdrückt. Das einzige Gen, das aktiv bleibt, ist das Repressorgen cI selbst. Das heißt, dass die Prophagen-DNA mit jeder Teilung der Wirtszelle ebenfalls dupliziert wird, aber seine Gene werden nicht transkribiert. Dieser Prozess ist auch als lysogener Zyklus bekannt. Die Beendigung dieser inaktiven Lysogenie kann durch Stressfaktoren wie z. B. Antibiotika, UV-Strahlung, Nährstoffmangel und insbesondere DNA-Schädigung induziert werden. Im letztgenannten Falle führt eine Schädigung der Erbinformation zur Aktivierung von RecA, einem Induktor von DNA-Reparaturprozessen, der SOS-Antwort. Jedoch spaltet RecA nach Aktivierung nicht nur sein eigentliches Substrat, sondern auch den Lambda-Repressor cI. Dies führt zur Beendigung der Repression und damit zur Expression des Phagengenoms. Jetzt kann der Lambda-Phage in den lytischen Zyklus eintreten, bei dem die eigentliche Vermehrung des Phagen stattfindet. Nach Synthese der Phagenkomponenten und Zusammenbau erfolgt die Lyse der Zellen und damit die Freisetzung der reifen, infektiösen Phagen.

Anwendungen in der Gentechnik

Lambda-Phagen werden in der Gentechnik als Insertions-Vektoren verwendet. Allerdings sind vor dem Einsatz als Vektor einige Modifikationen nötig. Zunächst sollten überzählige Restriktionsschnittstellen entfernt werden. Zur Einfügung eines zusätzlichen Genabschnitts (Insert) müssen ursprüngliche Phagen-Sequenzen entfernt werden, da sonst aufgrund des zu großen, künstlichen Genoms keine Verpackung in das Kapsid erfolgen kann. Dazu werden nicht zur Replikation benötigte Phagengene sowie die Gene für den lysogenen Zyklus entfernt. Dadurch entsteht Platz für ein ca. 8kb großes Insert. Bakteriophage Lambda wird sowohl als Klonierungsvektor für die Herstellung von cDNA-Genbanken verwendet, als auch als Plattform zum Phagen-Display.

Literatur

  • Court, D.L. et al. (2007): A new look at bacteriophage lambda genetic networks. In: J. Bacteriol. Bd. 189, 298-304. PMID 17085553 doi:10.1128/JB.01215-06 PDF
  • Gottesman, M.E. & Weisberg, R.A. (2004): Little lambda, who made thee? In: Microbiol. Mol. Biol. Rev. Bd. 68, S. 796-813. PMID 15590784 doi:10.1128/MMBR.68.4.796-813.2004 PDF
  • Coleclough, C. & Erlitz, F.L. (1985): Use of primer-restriction-end adapters in a novel cDNA cloning strategy. In: Gene. Bd. 34, S. 305-314. PMID 2408965
  • Hohn, B. (1983): DNA sequences necessary for packaging of bacteriophage lambda DNA. In: Proc. Natl. Acad. Sci. U.S.A. Bd. 80, S. 7456-7460. PMID 6324174 PDF
  • Sanger, F., Coulson, A.R., Hong, G.F., Hill, D.F., Petersen G.B. (1982): Nucleotide sequence of bacteriophage lambda DNA. In: J. Mol. Biol. Bd. 162, S. 729-773. PMID 6221115

Weblinks

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