Aalartige



Aalartige

Europäischer Aal (Anguilla anguilla)

Systematik
Reihe: Knochenfische (Osteichthyes)
Klasse: Strahlenflosser (Actinopterygii)
Unterklasse: Neuflosser (Neopterygii)
Teilklasse: Echte Knochenfische (Teleostei)
Kohorte: Elopomorpha
Ordnung: Aalartige
Wissenschaftlicher Name
Anguilliformes
Goodrich, 1909

Die Aalartigen (Anguilliformes) sind eine etwa 900 Arten umfassende Ordnung schlangenförmiger, fast ausschließlich im Meer lebender Knochenfische. Es sind meist nachtaktive Raubfische.

Verbreitung

Die meisten Aalartigen leben weltweit in tropischen und subtropischen Meeren, sowohl in flachen Küstengewässern, Korallenriffen als auch in der Tiefsee. Nur die Flussaale (Anguillidae) leben in Süßgewässern und ziehen nur zur Fortpflanzung ins Meer. Zwei ihrer Arten, der Europäische Aal (Anguilla anguilla) und der Amerikanische Aal (Anguilla rostrata) sind auch die einzigen, deren Verbreitungsgebiet weit in die gemäßigte Klimazone reicht.

Anatomie

Alle Aalartigen haben einen schlangenartigen, langgestreckten Körper. Er kann im Querschnitt rund oder seitlich abgeplattet sein. Rückenflosse und Afterflosse bilden einen durchgehenden Flossensaum. Bauchflossen sind bei heutigen Arten nicht mehr vorhanden, bei einigen fossilen Formen aber noch zu sehen. Die Wirbelsäule kann bis zu 770 Wirbel haben und endet gerade (protocerk). Aalartige sind meist schuppenlos, bei einigen Arten liegen kleine Rundschuppen unter der Haut, auch die Seitenlinie fehlt oft. Einige Schädelknochen fehlen, z.B. das Posttemporale, das bei vielen Fischen den Schädel mit dem Schultergürtel verbindet. Am Kiefer verschmelzen während der Metamorphose einige Knochen (Praemaxillare, Ethmo, Vomer), die während der Larvenphase noch getrennt sind. Die Kiemenöffnung ist eng, der Kiemendeckel fehlt, die Kiemenkammer wird von der Radii branchiostegi, einem Schädelknochen, gestützt.

Systematik

Die Aalartigen werden meist in die drei Unterordnungen Aalverwandte (Anguilloidei), Meeraalverwandte (Congroidei) und Muränenverwandte (Muraenoidei) und in je nach Autor oder Quelle 15 bis 25 Familien unterteilt. Die Unterordnungen haben sich jedoch als nicht monophyletisch herausgestellt. Die Pelikanaalartigen dagegen, die ursprünglich als eigene Ordnung, die Saccopharyngiformes geführt wurden, stehen phylogenetisch deutlich innerhalb der Aalartigen[1] und werden deshalb in einer jüngsten Revision der Teleostei-Systematik als Unterordnung der Aalartigen geführt.[2]

Die wahrscheinlichen verwandtschaftlichen Verhältnisse zwischen den Familien und der Unterordnung Saccopharyngoidei gibt folgendes vereinfachte Kladogramm wieder.[1][3]

Sternchenmuräne
(Echidna nebulosa)
Pelikanaal
(Eurypharynx pelecanoides)
Amerikanische Aale
(Anguilla rostrata)
  Anguilliformes   

 Protanguillidae


   

 Grubenaale (Synaphobranchidae)


   


 Heterenchelyidae


   

 Myrocongridae


   

 Muränen (Muraenidae)




   


 Chlopsidae


   


 Meeraale (Congridae)


   

 Langhalsaale (Derichthyidae)


   

 Colocongridae




   

 Entenschnabelaale (Nettastomatidae)


   

 Schlangenaale (Ophichthidae)


   

 Hechtconger (Muraenesocidae)






   

 Wurmaale (Moringuidae)


   

 Pelikanaalartige (Saccopharyngoidei)


   



 Schnepfenaale (Nemichthyidae)


   

 Sägezahn-Schnepfenaale (Serrivomeridae)



   

 Flussaale (Anguillidae)










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Die Familien der Meeraale (Congridae) und der Entenschnabelaale (Nettastomatidae) sind wahrscheinlich nicht monophyletisch.[1]

2011 wurde mit Protanguilla palau eine Art beschrieben, die wahrscheinlich eine basale Schwestergruppe zu allen anderen heutigen Aalartigen darstellt.[3]

Fossilbefund

Paranguilla tigrina (Paranguillidae) im Museum für Naturkunde Berlin
Veronanguilla ruffoi (Anguilloididae) im Naturkundemuseum von Verona

Die ersten Aalartigen sind fossil in Schichten der oberen Kreide des Libanon mit den Gattungen Urencelys und Enchelion bekannt. Enchelion kann schon einer heutigen Familie, den Meeraalen (Congridae) zugeordnet werden.

Auch aus dem unteren Oligozän gibt es Fossilien. Der Meeraal Pavelichthys aus dem des nördlichen Kaukasus und der Sägezahn-Schnepfenaal (Serrivomeridae) Proserrivomer aus dem Iran.

Eine wichtige Fundstätte ist die norditalienische Monte-Bolca-Formation, die aus Ablagerungen der Tethys im Eozän entstand. Aus ihr wurden die keiner heutigen Familie zugeordneten Gattungen Anguilloides, Bolcanguilla, Dalphiaziella, Eomyrophis, Milanangullia, Parangullia, Patavichthys, Proteomycus, Veronagullia und Whitapodus, die Meeraale Bolycus und Voltaconger, und der Schlangenaal Goslinophis beschrieben.

Von den rezenten Meeraalen der Gattung Conger gibt es Fossilien seit dem Eozän aus Europa, Nordamerika und Neuseeland. Die heutigen Flussaale (Anguilla) lassen sich seit dem Miozän nachweisen. Fossilien fand man unter anderem bei Öhningen am Hochrhein (Baden-Württemberg).[4]

Literatur

  • Joseph S. Nelson: Fishes of the World. 4. Auflage, John Wiley & Sons, Hoboken NJ u. a. 2006, ISBN 0-471-25031-7.

Quellen

  1. 1,0 1,1 1,2 Jun G. Inoue et al.: Deep-ocean origin of the freshwater eels. Biol. Lett. 2010 6, Seite 363-366, doi:10.1098/rsbl.2009.0989.
  2. E. O. Wiley & G. David Johnson: A teleost classification based on monophyletic groups. in Joseph S. Nelson, Hans-Peter Schultze & Mark V. H. Wilson: Origin and Phylogenetic Interrelationships of Teleosts. 2010, Verlag Dr. Friedrich Pfeil, München, ISBN 978-3-89937-107-9.
  3. 3,0 3,1 G. David Johnson, Hitoshi Ida, Jiro Sakaue, Tetsuya Sado, Takashi Asahida, Masaki Miya: A ‘living fossil’ eel (Anguilliformes: Protanguillidae, fam. nov.) from an undersea cave in Palau. In: Proceedings of the Royal Society B (2011), doi:10.1098/rspb.2011.1289 Volltext (englisch).
  4. K. A. Frickinger: Fossilien Atlas Fische. Mergus-Verlag, Melle, 1999, ISBN 3-88244-018-X.

Weblinks

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