Vikunja



Vikunja

Vikunjas in Nordchile

Systematik
Überordnung: Laurasiatheria
Ordnung: Paarhufer (Artiodactyla)
Unterordnung: Schwielensohler (Tylopoda)
Familie: Kamele (Camelidae)
Gattung: Vikunjas
Art: Vikunja
Wissenschaftlicher Name der Gattung
Vicugna
Lesson, 1842
Wissenschaftlicher Name der Art
Vicugna vicugna
Molina, 1782
Vikunjas im Zoo Zürich
Verbreitungsgebiet laut IUCN

Das Vikunja (Vicugna vicugna) ist die einzige Art der Gattung Vicugna und gehört zur Familie der Kamele. Es ähnelt dem Guanako, ist aber kleiner und schlanker.

Merkmale, Verbreitung, Verhalten

Seine Kopfrumpflänge beträgt 150 Zentimeter, die Schulterhöhe 100 Zentimeter, das Gewicht 50 Kilogramm. Es ist oberseits hellbraun und unterseits weißlich. Eine anatomische Besonderheit sind die unteren Schneidezähne, die wie bei Nagetieren ständig nachwachsen – etwas Vergleichbares gibt es unter anderen Paarhufern nicht.

Das Fell ist wesentlich feiner als das verwandter Arten und so dicht, dass es wie eine Isolierschicht gegen die Kälte wirkt.

Verbreitet ist das Vikunja in den Hochanden Ecuadors, Perus, Boliviens, Argentiniens und Chiles. Es kommt hier in Höhen zwischen 3500 und 5500 Metern vor.

Wie das Guanako lebt das Vikunja in territorialen Familienverbänden, die von je einem Männchen geführt werden. Daneben gibt es Junggesellentrupps (Männchen, die wegen ihres jungen Alters noch kein Territorium verteidigen können) und solitäre alte Männchen (die durch jüngere Männchen von ihren Verbänden vertrieben wurden).

Domestikation

Die klassische Lehrmeinung war einst, dass das Vikunja nie domestiziert wurde und dass Lama und Alpaka vom Guanako abstammen. Heute gibt es allerdings überraschende DNA-Untersuchungsbefunde, die darauf hindeuten, dass das Alpaka vom Vikunja abstammen könnte. Da Alpakas, Lamas, Guanakos und Vikunjas untereinander fruchtbar sind und sich die Linien oft miteinander vermischt haben, lässt sich die Abstammung der Haustierformen heute nicht mehr mit letzter Sicherheit nachvollziehen. Sicher ist, dass die Inka Vikunjas zu Zehntausenden in Gatter trieben, deren Wolle zur ausschließlichen Verwendung durch hohe Adlige schoren und die Tiere dann wieder freiließen. Die Spanier setzten diese Tradition nicht fort. Sie schossen Vikunjas in großer Zahl ab und vergifteten oft auch deren Wasserstellen, zunächst um Platz für Weideland zu schaffen und erst später wegen des Fells. Die Wolle der Vikunjas gilt als die seltenste und teuerste der Welt. Das Modeunternehmen Falke bietet Pullover für rund 3400 € und Strümpfe für 860 € das Paar aus Vikunjawolle an.[1] Aus der Vikunjawolle werden außerdem Stoffe gewebt, die zu teurer und exklusiver Maßkleidung verarbeitet werden.

Während es zur Zeit der Inka etwa 1,5 Millionen Vikunjas in den Anden gegeben hatte, ist ihre Zahl bis 1965 auf 6000 zurückgegangen. Seitdem haben sich infolge von Schutzmaßnahmen die Bestände aber rasant erholt, so dass es heute wieder etwa 200.000 Vikunjas gibt. Das Zuchtbuch im Rahmen der Europäischen Erhaltungszuchtprogramme (EEP) wird von Dr. Christian Schmidt vom Frankfurter Zoo geführt. Die IUCN listet das Vikunja mittlerweile als „nicht gefährdet“.

Taxonomie

Das Vikunja wird oft auch unter dem wissenschaftlichen Namen Lama vicugna geführt, also zusammen mit den Lamas in einer gemeinsamen Gattung. Für eine eigene Gattung spricht die Besonderheit des Gebisses, das von den anderen Lamas abweicht. Allerdings sind Guanakos und Vikunjas untereinander fruchtbar, was wiederum für eine sehr dichte Verwandtschaft spricht. Daher ist die Einführung der eigenen Gattung Vicugna umstritten.

Nutzung

Vikunjas werden in Peru, Chile, Bolivien und Argentinien zur kommerziellen Nutzung aufgrund des Artenschutzes heutzutage freilaufend in Nationalparks gehalten, seltener auch in weitläufigen Gehegen. Das zur Herstellung von Vikunja-Wolle verwendete Wollhaar des Vikunja ist nach dem des Tschiru eines der feinsten Tierhaare mit einem Haardurchmesser von 10 – 20 Mikrometer, meistens jedoch 11 − 13,5 Mikrometer.[2] Unter den tierischen Textilfasern besitzen nur noch die verschiedenen Seiden und Byssus einen geringeren Faserdurchmesser.

Beim traditionellen Scheren (Chacu oder Chaccu) werden in Peru alle zwei Jahre Vikunjaherden in einer Zeremonie über trichterförmige Gatter in Pferche getrieben und geschoren. Dabei wird eine Wolle mit einer durchschnittlichen Faserlänge von 2 – 4 cm gewonnen. Das Gewicht an geschorenen Wollhaaren beträgt pro Tier etwa 150 g, nach Entfernung der unerwünschten Deckhaare vom Wollhaar bleiben wenige Unzen, die für etwa 7 – 15 Euro pro Unze gehandelt werden.[3] Das Haar des Bauchbereichs bildet dabei einen kleineren Teil, der deutlich heller ist und dementsprechend höhere Preise erzielt, da die Haarstruktur des Vikunja unter einem Bleichen oder Färben leidet.

Einzelnachweise

  1. Anzeige in der Süddeutschen Zeitung vom 26. April 2010, S. 16.
  2. H. K. Rouette: Encyclopedia of textile finishing. Woodland, Cambridge 2001, ISBN 1-84569-065-6.
  3. How Peru's 'Andean rodeo' is helping save the vicuna. In: BBC News. (2010). Abgerufen am 21. Januar 2013.

Weblinks

Commons: Vikunja – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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