Pfeilschwanzkrebse



Pfeilschwanzkrebse

Pfeilschwanzkrebs

Systematik
Überstamm: Häutungstiere (Ecdysozoa)
Stamm: Gliederfüßer (Arthropoda)
Unterstamm: Kieferklauenträger (Chelicerata)
Klasse: Merostomata
Ordnung: Schwertschwänze (Xiphosura)
Familie: Pfeilschwanzkrebse
Wissenschaftlicher Name
Limulidae
Arten
  • Limulus polyphemus
  • Carcinoscorpoius rotundicauda
  • Tachypleus gigas
  • Tachypleus tridentatus
Unterseite eines Pfeilschwanzkrebses

Die Pfeilschwanzkrebse (auch Molukkenkrebse (Limulidae), Limulus, Hufeisen-Krebs, Königskrabbe, Seemaulwurf [1]) bilden die einzige rezente Familie innerhalb der Ordnung der Schwertschwänze (Xiphosura). Die Schwertschwänze werden der Klasse der Merostomata zugerechnet, die innerhalb der Kieferklauenträger den Spinnentieren als Schwestergruppe gegenübergestellt wird.

Bau der Pfeilschwanzkrebse

Die oft als lebende Fossilien bezeichneten Tiere werden bis zu 60 Zentimeter lang. Der Fossilbericht der Pfeilschwanzkrebse reicht 400 Millionen Jahre zurück. Der Körper der Pfeilschwanzkrebse ist etwa hufeisenförmig, weshalb die Arten im englischsprachigen Raum als horseshoe crab bezeichnet werden. Der Hinterleib endet in einem spitzen, starren Schwanzstachel, dem sog. Telson, der wie ein Pfeil nach hinten ragt. Der Pfeilschwanz lässt sich nur nach oben und unten bewegen und wird in erster Linie zur Flucht eingesetzt. Der Körper wird in einen Vorderkörper (Prosoma) und einen Hinterkörper (Opisthosoma) mit dem Schwanzstachel eingeteilt; diese sind über eine flexible Verbindung miteinander verbunden. Jedoch entspricht die Körpergliederung nicht der der Spinnentiere. Vielmehr sind bei den Pfeilschwanzkrebsen die ersten beiden Segmente des Opisthosoma Teil des Vorderkörpers geworden.

Der mit einem mächtigen Panzer versehene Vorderkörper besitzt beiderseits eine Erhebung, auf der zwei komplexe Facettenaugen sitzen; außerdem besitzen die Tiere zwei Punktaugen am Vorderrand des Panzers. Auf der Unterseite befindet sich der im Vergleich zum Panzer relativ kleine Körper mit fünf einfach gebauten Beinpaaren, bei denen die ersten vier Paar Beine in einer Schere enden (das Endglied der Laufbeine wird Daktylus genannt). Das letzte Laufbein endet stattdessen in zwei Spitzen und besitzt relativ endständig (am distalen Ende des Basitarsus) blattförmig gestaltete Anhänge, die Flabella. Diese können den Kiemenraum sowohl abdichten als auch mit Atemwasser durchfächern.

Vor den Laufbeinen befinden sich die klauenartigen Cheliceren, die als Mundwerkzeug dienen. Der Mundraum liegt zwischen den Hüftgliedern (Coxen) der Laufbeinpaare und bildet eine rinnenartige Struktur. Der Hinterkörper besitzt sechs Paar plattenförmiger Extremitäten, die als „Ruderfüße“ eingesetzt werden können („Blattbeine“) und (bis auf die vorderste, als Operculum dienende Platte) ca. 150 übereinanderliegende Buchkiemen tragen.

Lebensweise der Pfeilschwanzkrebse

Pfeilschwanzkrebse leben an den flachen Sandküsten tropischer Meere in Tiefen zwischen 10 und 40 Metern. Normalerweise leben Pfeilschwanzkrebse auf dem Boden, können aber auch (mit der Bauchseite nach oben) schwimmen. Sie ernähren sich von Muscheln und anderen Weichtieren, die sie im Boden finden und mit der Chelicere oder den Laufbeinen in den Mundraum führen. Alle bekannten Arten können sich einrollen und so vor Feinden schützen. Durch wiederholtes Zusammenrollen und Auseinanderklappen können die Tiere sich im weichen Sand eingraben. Zur Paarungszeit kommen sie nahe ans Ufer. Charakteristische Fährten von Pfeilschwanzkrebsen sind oft auch fossil leicht identifizierbar, da die Endglieder der ersten vier Laufbeinpaare von denen des fünften Beinpaares (den "Schieberfüßen") verschieden sind und zudem meist die Schleifspur des Schwanzstachels (Telson) zu erkennen ist (vgl. auch vorherigen Abschnitt zum Bau der Tiere).

Schwimmender Pfeilschwanzkrebs.
Pfeilschwanzkrebse im Wasser; Florida, USA

Verbreitung und Lebensraum

Die seit dem Kambrium bekannten Pfeilschwanzkrebse sind nach einer Blütezeit vom Silur bis ins Jura heute nur noch in vier Arten bekannt, die an der amerikanischen Atlantikküste und in Südostasien vorkommen und alle in die Limulidae eingeordnet werden.

Fortpflanzung und Entwicklung

Die geschlechtsreifen Tiere sammeln sich im Frühsommer im Gezeitenbereich an den flachen Küsten ihrer Heimatmeere, wo sich die Männchen mit Hilfe ihrer entsprechend gestalteten Vorderbeine an den Weibchen festkrallen. Diese legen ihre Eier (200 bis 1000) in eine flache Sandmulde, wo sie dann besamt und zugedeckt werden.

Die erste freischwimmende Larve der Pfeilschwanzkrebse wird aufgrund ihrer Form als Trilobitenlarve bezeichnet. Sie besitzt bereits alle Segmente, jedoch nur 9 Paar Extremitäten. Die restlichen Beinpaare sowie den Schwanzstachel erhalten sie nach der ersten Larvenhäutung, geschlechtsreif werden die Tiere nach 9 bis 12 Jahren.

Systematik

Neben den Pfeilschwanzkrebsen werden auch die ausgestorbenen Seeskorpione häufig zu den Merostomaten gestellt.

Limulus-Amöbozyten-Lysat-Test

In den 1970er-Jahren wurde ein erster in vitro-Test zum Nachweis pyrogener Stoffe entwickelt. Für diesen Test wird dem Pfeilschwanzkrebs sein durch den Sauerstoff-Transporter Hämocyanin blau gefärbtes Blut abgenommen.

Der Limulus-Amöbozyten-Lysat-Test (LAL-Test) misst die Gerinnung eines aus Blutzellen des Pfeilschwanzkrebses gewonnenen Lysates, ausgelöst durch Endotoxin. Nach der Aktivierung der Faktoren C und B durch Lipopolysaccharid aktiviert ein Gerinnungsenzym die Koagulation, welche dann turbidimetrisch oder mit Hilfe einer Farbreaktion bewertet wird.

Teilweise werden die Pfeilschwanzkrebse zur Lysatgewinnung getötet, was auf heftige Kritik stößt. Dies insbesondere, weil es möglich und vielerorts üblich ist, die Blutentnahme vorzunehmen ohne die Tiere zu schädigen.

Siehe auch

Weblinks

Commons: Limulidae – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Helmut May, Bayerische Staatssammlung für Paläontologie und Historische Geologie

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