Bushmeat


Afrikanischer Quastenstachler (Gattung Stachelschweine) auf einem Markt in Kamerun

Bushmeat (englisch, „Buschfleisch“) ist eine spezifisch afrikanische Bezeichnung für Wildfleisch von Tieren, die im Urwald oder in den Savannen gejagt werden. Dazu zählen vor allem Ducker (kleine Antilopen), Ratten, Affen und Stachelschweine, aber auch andere Säugetiere wie Elefanten oder Büffel sowie Reptilien, Schlangen, Frösche und Vögel. Obwohl diese Wildtiere auch in Südostasien und Lateinamerika eine Rolle als Nahrungslieferanten spielen, wird in diesen Regionen nicht von Bushmeat gesprochen, sondern von Wildfleisch. Eine andere Bedeutung hat auch der australische Begriff Bush Food für die traditionelle Ernährungsform der Aborigines.

Allgemeines

Etwa die Hälfte aller zum Verzehr gefangenen Tiere sind Grasnager und Eichhörnchen, weitere 25 Prozent entfallen auf Mungos und Stachelschweine. In vielen Gegenden Westafrikas sind Grasnager auf Märkten und in Restaurants das am häufigsten anzutreffende Bushmeat. Allgemein wird Bushmeat von allen Religionsgemeinschaften gegessen, Moslems essen allerdings kein Affenfleisch.

Die Jagd auf Wildtiere ist in Afrika Teil der traditionellen Lebensweise der Bevölkerung; die Lebensweise als Jäger und Sammler ist kulturgeschichtlich wesentlich älter als der Ackerbau. Abzuwägen gilt, dass die Bevölkerung in manchen ärmeren Regionen auf den Verzehr von Bushmeat als Eiweißlieferant angewiesen ist. Laut WWF liefert Bushmeat in Teilen von Zentralafrika 50 Prozent des Proteinanteils der Nahrung, in Liberia sogar 75 Prozent.[1] In Botswana war Wildfleisch für 46 % der Haushalte in einer Studie die einzige Proteinquelle; der durchschnittliche Konsum betrug 18,2 Kilo pro Monat.[2]

Die Gründe für den Verzehr von Wildfleisch sind in Afrika unterschiedlich. In den ländlichen Regionen von Simbabwe und Botswana ist dieses Fleisch 30 bis 50 Prozent billiger als Fleisch von Tieren aus Viehzucht. In den Städten gilt Bushmeat dagegen bei der reichen Oberschicht als besondere Delikatesse; hier werden für Wildfleisch deutlich höhere Preise gezahlt als für anderes Fleisch, in Mosambik bis zu 150 Prozent mehr.[2]

Auf Grund der klimatischen Bedingungen ist nicht in allen Teilen Afrikas Landwirtschaft und Viehzucht möglich. Außerdem ist die regional vorkommende Tsetsefliege eine Bedrohung für Viehbestände.

Problematik

Da der Tierbestand tropischer Regenwälder deutlich geringer ist als der offener Savannen, dürfte die Bevölkerungsdichte von Populationen, die vor allem von der Jagd dieser Tiere leben, eine Person/km² nicht übersteigen, damit der Bestand nicht kontinuierlich verringert wird. Im Kongobecken liegt die tatsächliche Bevölkerungsdichte bei 99 Personen/km².

Die afrikanische Bevölkerung hat sich seit 1900 um das Achtfache vergrößert, was eine stark erhöhte Nachfrage nach Fleisch zur Folge hat. Die Umstellung von traditionellen Fangmethoden mit Pfeil und Bogen sowie Netzen auf moderne Gewehre führt zu wesentlich größeren Fangquoten und damit zu einer Dezimierung der gejagten Spezies.

Eine wichtige Rolle bei der Ausweitung des Handels mit Bushmeat spielt die Nachfrage der internationalen Holzindustrie nach tropischem Holz und die Arbeit der Holzfällerkolonnen in den Regenwäldern. Diese Kolonnen schlagen Schneisen in den vorher unzugänglichen Dschungel und legen Zufahrtswege an, die es auch den Wildjägern ermöglichen, immer weiter in den Urwald vorzudringen. Außerdem jagen die Holzfäller selbst Wildtiere, um sich zu versorgen und beliefern teilweise auch lokale Märkte, um einen Zusatzverdienst zu erzielen.[3]

International wird die in den letzten Jahrzehnten zunehmende Kommerzialisierung der Jagd und des Handels mit afrikanischem Bushmeat als ernstes Problem angesehen. Biologen befürchten einen Rückgang der Artenvielfalt.[4] Tierschützer kritisieren in erster Linie den Handel mit Affenfleisch. Ihre Vertreter wie Jane Goodall sind der Ansicht, dass der extensive Handel mit Bushmeat innerhalb von zehn Jahren zur Ausrottung der Menschenaffen und anderer gefährdeter Arten führen wird.

Schätzungen zufolge werden jedes Jahr allein im Kongobecken etwa ein bis drei Millionen Tonnen Bushmeat pro Jahr gegessen; das entspricht rund 28 Millionen Duckern und über sieben Millionen Roten Stummelaffen. Der Handel mit Buschfleisch an der Elfenbeinküste entspricht jährlich schätzungsweise einem Wert von 150 Millionen US-Dollar.[3] Der Handel mit Bushmeat ist in Kamerun verboten, trotzdem werden allein auf den Märkten in Yaoundé jedes Jahr bis zu 90 Tonnen Wildfleisch verkauft.[1]

Teilweise gelangt Bushmeat aus Afrika illegal auch nach Europa und in die USA. 1998 berichtete der WWF, dass in Restaurants in London und Paris Gerichte aus Affenfleisch angeboten würden.[1]

Durch den Kontakt mit frisch geschlachtetem Bushmeat können bislang unbekannte Zoonosen bei Menschen auftreten, gegen die dann keine Medikamente zur Verfügung stehen. Wissenschaftler vermuten, dass der HIV-Erreger durch eine Mutation des SIV-Erreger entstanden und von afrikanischen Affen auf Menschen übertragen worden ist. Das Ebolavirus ist ebenfalls in Afrika entstanden und wird durch Körperflüssigkeiten übertragen; der genaue Ursprung dieses Virus ist jedoch nicht bekannt.[3]

Literatur

  • Solomon H. Katz u.a. (Hrsg.): Encyclopedia of Food and Culture. Charles Scribners & Sons, New York 2002, Artikel Central Africa.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 Jerry Hopkins, Extreme Cuisine: The Weird & Wonderful Foods that People eat, 2004, S. 58 ff.
  2. 2,0 2,1 Christo Fabricius, Rights, Resources and Rural Development: Community-based natural Resource Management in Southern Africa, 2004, S. 98
  3. 3,0 3,1 3,2 Parliamentary Office of Science and Technology (UK): The Bushmeat Trade (pdf)
  4. E. Bowen-Jones, D. Brown, E. J. Z. Robinson: Economic Commodity or Environmental Crisis? An Interdisciplinary Approach to Analysing the Bushmeat Trade in Central and West Africa. In: Area, Vol. 35, No. 4, The Royal Geographical Society, Dezember 2003, S. 390–402, hier S. 393

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